Berdan entzündern

  • Erst einmal ein Hallo an alle Besitzer von Berdanhülsen und Interessierte,


    bin selbst zwar noch ganz neu im Forum, aber auf Anraten von cleaner hin wollte ich 'mal meine Erfahrungen mit dem Entzündern von Berdanhülsen mit euch teilen. Kann sein, dass dieses Thema für viele ein alter Hut ist, aber vielleicht findet ja auch der Eine oder Andere eine Information die hilfreich ist. Das Ganze hier ist als Zusammenfassung für die Anfänger (wie mich) gedacht, wer zu den Fortgeschrittenen zählt findet hier den eigenen Thread "Berdanhülsen und Zündhütchen".


    Wie gesagt hier die Zusammenfassung von/für den Anfänger:


    1.) Was ist der Unterschied zwischen Boxer- und Berdanzündhütchen?
    - Boxerzündhütchen haben einen (etwas) größeren zentralen Zündkanal und einen in das
    Zündhütchen integrierten Amboss als Widerstand zur Zündung mittels des Schlagbolzens.
    - Berdanzündhütchen haben zwei (kleinere) nicht zentrale Zündkanäle und der Amboss ist Teil
    der Hülse.


    2.) Warum überhaupt die Quälerei mit den Berdanhülsen auf sich nehmen?
    (Die folgenden Aussagen sehe ich im Hinblick auf LW-Munition, wie die GP11).
    - Günstige Beschaffung von Ausgangsmaterial für das Wiederladen, da diese Zündhütchentypen
    (meines Wissens nach) fast ausschließlich in Militärmunition zu Einsatz kommt und diese
    Munition (oft) sehr günstig zu bekommen ist (Schüttware).
    - Diese Hülsen sind (verschiedener Quellen nach) von besserer Qualität als manche
    "Günstigmunition" und können somit auch öfter wiedergeladen werden.


    3.) Welche Methoden gibt es zum Berdanentzündern?
    - Spezielle Berdanzange als Werkzeug, wo mittels eines Dorn das (abgeschlagene) alte
    Zündhütchen durchbohrt und herausgehebelt wird.
    - Hydraulische Entzünderung mittels einer Hülsenhalterung (aus Metall, Holz oder Kunststoff)
    und einem Kompressionstempel, sowie Wasser als druckübertragendes Medium. Vereinfacht
    dargestellt wird bei diesem Verfahren mittels Hammer (o.ä.) und dem Kompressionsstempel,
    das zuvor in die Hülse gefüllte Wasser, schlagartig komprimiert und durch die Zündkanäle
    strömend benutzt um das alte Zündhütchen aus der Hülse zu treiben.
    - Holzblockmethode - auch eine Hebelmethode, bei der mehrere hülsengroße Bohrungen in
    einem Holzblock, anschließend mit Hülsen bestückt als Gegenlager dienen. Diese Hülsen (mit
    dem Zündhütchen nach oben) werden anschließend mit einem meißelförmigen Gegenstand
    und einem Hammer schräg durchbohrt und hiernach durch eine Hebelbewegung ebenfalls
    aus der Hülse geholt.
    - Sonstige Methoden wie anbohren und weiteren Dingen, welchen dem einen oder anderen
    erfinderischen Geist noch eingefallen sind. Weitere Ideen und Ansätze findet ihr auch in dem
    o.g. Link. Hier könnt aber auch ihr noch Wissenslücken bei mir füllen.


    4.) Meine Überlegungen und Erfahrungen
    Nach Betrachtung der verschiedenen Methoden (wobei die ersten Zwei wohl die
    Gebräuchlichsten sind) entschied ich mich für die Berdanzange, da das Ergebnis gleichbleibend
    sein sollte und (für mich persönlich) das hydraulische Verfahren zu "spritzig" erschien. Will bei
    dieser Gelegenheit aber auch gleich sagen, dass ich es irgendwann (im Sommer und draußen)
    noch ausprobieren werde, da es den unbestreitbaren Vorteil hat die schonendste Methode für
    den Amboss zu sein.
    Das Wichtigste bei der Berdanzangemethode ist die richtige Einstellung des Dorn. Hierbei ist
    dieser für jede Hülsenart und Hersteller einmal neu zu justieren. Dieses gelingt am besten
    durch Probieren (hat jemand etwas Besseres - her damit!) und zwar in dem man mit dem Dorn
    versucht in den Schlagbolzenabdruck schräg das Zündhütchen zu durchstoßen und anschließend
    herauszuhebeln. Dieses Heraushebeln wird durch die Konstruktion der Zange unterstützt.
    Die Handhabung des Werkzeugs im Allgemeinen läuft nach dem Prinzip ab, dass man als erstes
    die Hülse auf ein Hilfswerkzeug steckt (meistens bei der Zange dabei) und anschliessend die
    Zange (im aufgeklappten Zustand) mit einer eigens dafür vorgesehener Rundung in die
    Auszieherrille der Hülse ansetzt. Hiernach wird die Zange langsam geschlossen bis der Dorn in
    die, durch den Schlagbolzen verursachte, Vertiefung des Zündhütchen kommt. Jetzt ein kurzer
    Druck damit das Zündhütchen durchstoßen wird und mit dem weiteren Schließen der Zange
    wird das Zündhütchen automatisch herausgehebelt.


    Oben genanntes Procedere klingt kompliziert - ist es aber nicht! Nach ein paar Versuchen
    merkt man aber schnell wie es geht oder gehen soll. Falls es noch nicht so richtig klappt liegt
    es meistens an folgenden Punkten:
    - der Winkel mit dem der Dorn in das Zündhütchen eindringt stimmt nicht
    Abhilfe: Schaut, dass der Dorn schräg eindringend knapp am Amboss in der Hülse vorbeigeht.
    WICHTIG: Der Amboss darf nicht beschädigt werden!
    - die Eindringtiefe des Dorn stimmt nicht
    Abhilfe: An der Berdanzange befinden sich zwei Madenschrauben: eine dient der Fixierung
    des Dorns (diese zuerst lösen), die Andere justiert die Länge mit der der Dorn aus
    der Zange herausragt. Lässt sich die Zange nicht ganz schließen schaut der Dorn
    wahrscheinlich zu weit heraus und ihr müsst ihn ein wenig zurückdrehen. "Zerfetzt"
    ihr das ZH muss er weiter raus.
    - die Ausrichtung des Dorn stimmt nicht
    Abhilfe: Bei genauer Betrachtung des Dorn werdet ihr feststellen, dass er eine Art
    Meißelspitze hat. Durch vorsichtiges Verdrehen (nur ganz wenig) passt ihr das Ganze
    an eure Handhaltung an. Ihr werdet bemerken, dass es auf einmal "flutscht".


    Jetzt hoffe ich 'mal, durch die ganze Erklärerei habe ich euch nicht zu arg "zugetextet", aber ich habe es einfach so geschrieben wie ich es mir an einer Stelle gewünscht hätte ohne "Tante Gurgel" zigmal zu fragen und hinterfragen.
    Apropos hinterfragen, ich hinterfrage mich auch immer selbst und würde mich freuen eure Kommentare zu hören, auch Fehlerhinweise, Berichtigungen oder Ergänzung sind herzlich willkommen.
    Jetzt bleibt mir nur noch euch viel Spaß und Erfolgt beim Berdanentzündern zu wünschen.


    Gruß
    Honaw

    Alle Informationen nach bestem Wissen und Gewissen - Weiterverwendung nur nach eigener Prüfung und in Eigenverantwortung!

    4 Mal editiert, zuletzt von Honaw ()

  • Auch ich lade die Berdan in 7,5x55 Swiss nach , auch mit Berdan Zündern .
    Allerdings mache ich es unter einer Stanze in einem Wasserbad .
    Ich fülle dafür eine Schüssel aus Edelstahl mit Wasser und lege die Hülsen hinein .
    Anschliessend nehme ich die randvoll gefüllten Hüsen und stelle sie in eine Kunstsoff Scheibe
    welche zum ersten eine Bohrung für das Zündhütchen hat und dann eine Eindrehung für die Hülse
    Anschliessend nehme ich eine passenden Bolzen welcher einen O Ring hat , zum Abdichten am Hülsenmund , der etwar 10 mm in die Hülse geht und 50 mm oben übersteht .
    Anschliessend geht es unter die Presse und drücke den Bolzen nun schnell 8- 10 mm in die mit Wasser gefüllte Hülse .
    Da sich Wasser nicht komprimieren lässt , kann der erzeugte Druck nur nach unten entweichen , mit dem Vorteil das Zündhütchen rauszudrücken , klappt sehr gut und 500 Hülsen sind kein Problem in der Stunde .


    Vorteil : keine deformierten Hülsen und die Hülsen sind gewaschen .


    Aber mal eine frage zu den verwendeten Zündhütchen , ich habe mir die bei E Gun geordert und es sind Large Rifle Berdan 5,5mm Murom.
    Leider sind diese für meine vorhandenen Hülsen etwar 1 mm zu kurz sprich die Zünder stehen 1 mm zurück , Stört zwar nicht beim Schiessen , der Schuss löst sich trotzdem aus , aber sehen nicht so schön aus .


    Hat das hier noch jemand ? .


    Erwin

    Alle Daten und Tipps ohne Garantie.
    Jeder Wiederlader handelt auf eigenes Risiko und Verantwortung .

  • @erwin


    Läuft das für Dich mit der Presse besser, oder geht das mit der Presse besser, als ein kurzer Schlag mit dem Hammer..?


    Sifft da nicht das Wasser die ganze Presse und Umgebung ein..?


    Das Berdanentzündern war für mich immer eher eine Sauerei für draußen...


    Ich kenne das ja, dass die Hülse in ein vom Durchmesser passendes Rohr gesteckt wird und ein Bolzen in das mit Wasser gefüllte Rohr mit einem kurzen Hammerschlag getrieben wird. Da bekommt man schnell raus wieviel Pfeffer man braucht dass das ZH rausgeht.


    Aber mit nem Bolzen direkt in die Hülse kannte ich noch nicht... Aber warum nicht wenn es geht..?


    Aber unter der Presse..?


    Interessant. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen...

    Ich übernehme keine Verantwortung oder Garantie für irgendwas. Jeder handelt eigenverantwortlich mit sämtlichen Informationen.

  • Nun die Stanze steht jetzt ungenutz da und verkaufen möchte ich Sie nicht , ist ja schon ein alter Bock .
    Von daher kam ich auf die Idee mit dem Entzündern , habe auch einige Video gesehen , mit dem Hammerschlag und das hatte mich auf die Idee gebracht es einmal mit der Stanze zu versuchen und siehe da , es klappte vorzüglich .
    Ich habe mal eine Auktion gewonnen , mit 980 Hülsen für die 7,5 Swiss für kleines Geld , alles Berdan Zünder somit genug zum probieren in knapp 2 Std , waren die alle draussen .
    Zur benötigen Kraft kann ich keine Angaben machen , aber es ist nicht sehr viel .
    Mittlerweile habe ich viele im Verein verkauft , für unsere Mannschaft und die kommen irgendwie wieder zu mir zurück zum entzündern , schon komisch das das immer noch für viele ein Problem ist .


    Nur die Zündhütchen sind einfach zu niedrig oder das Zünderloch zu tief , aber es funktioniert mit dem Schweizer .


    Erwin

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  • Na klar. Wenns geht und praktikabel ist, warum nicht..?


    Problematisch find ichs jetzt nicht unbedingt.
    Aber schon was anderes (da schon aufwändiger) wie normale ZH entfernen.
    Und mit dem Wasser halt schon ne Sauerei. Und Werkzeug (Stempel und Rohr / Fassung) braucht man auch erst mal...


    Die Zangen sollen ja auch gut funktionieren. Hab ich selber aber noch nicht getestet oder ausprobiert.


    Ich versuche Berdan zu vermeiden. Aber gut wenn man damit umgehen kann wenn man doch mal ein paar bekommt.

    Ich übernehme keine Verantwortung oder Garantie für irgendwas. Jeder handelt eigenverantwortlich mit sämtlichen Informationen.

  • @erwin: Finde ich gut die Idee und geschwindigkeitstechnisch auf alle Fälle top. Also wenn es dir liegt, warum nicht!?
    Zu den Zündhütchen muß ich sagen, dass ich den gleichen Sachverhalt festgestellt habe (Zündhütchen sitzen zu tief). Ich nehme die RWS 5620er ZH und habe bis jetzt aber auch noch keinen Aussetzer gehabt. Wir sind übrigens nicht alleine, habe in anderen Foren die gleichen Beobachtungen gefunden. Also für mich bis jetzt kein Problem.


    @reload10: Für erwin funktioniert die Methode, bin aber auch wie du eher "wasserscheu" ;) . Auch wenn ich Boxer-Hülsen lieber bearbeite sind für mich die Berdan voll OK.

    Alle Informationen nach bestem Wissen und Gewissen - Weiterverwendung nur nach eigener Prüfung und in Eigenverantwortung!

  • bin aber auch wie du eher "wasserscheu" . Auch wenn ich Boxer-Hülsen lieber bearbeite sind für mich die Berdan voll OK.

    Verstehe ich irgendwie nicht , " Wasserscheu " , ich nehme eine alte VA Salatschüssel , fülle dort dann so 1/2 Liter Wasser rein anschliessend eine Hand voll Hülsen in die Schüssel und warten , bis voll gelaufen sind .
    Nun nehme ich eine Hülse und stelle die Senkrecht in eine Kunststoff Scheibe ,anschliessend nehme ich den Stahldorn und drücke den bis zum O Ring in die Hülse und das ganze unter die Stanze und einen Hub machen und das Zündhütchen liegt im Wasser :P .
    so alle 50 Hülsen einen neuen O Ring aufziehen , da der am Hülsenmund leicht abschert und weiter gehts .


    Erwin

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    • Offizieller Beitrag

    Nachdem ich veststellen musste, dass manche Berdanzünder "sehr tief" in der Glocke sitzen, habe ich mir mal eine Hand voll (Karton mit 600) PPU Werksmun für 70 Cent pro Schuss gegönnt. Jetzt habe ich Boxerhülsen und günstige, passende Zünder. :thumbup:

  • @erwin: Das wasserscheu bezog sich auf die Spritzerei. Wenn ich deine Worte aber richtig interpretiere so geht das bei dir ohne. Ich vermute einfach das liegt an deiner O-Ring-Abdichtung oder dass die Hülsen schon im Wasser stehen.


    @treppenfahrer: Ich hatte die Berdan einfach nach dem Schiessen mit der original GP11 übrig und mir war es halt schade sie nicht wiederzuladen (da es auch schon ein "paar" waren). Außerdem wollte ich auch 'mal Berdan wiedergeladen haben, es ging hier also eher um den Spaß an der Beschäftigung mit der Materie als Hobby (hat ja auch etwas Meditatives ;) ).


    Gruß
    Honaw

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  • Nachdem ich veststellen musste, dass manche Berdanzünder "sehr tief" in der Glocke sitzen, habe ich mir mal eine Hand voll (Karton mit 600) PPU Werksmun für 70 Cent pro Schuss gegönnt. Jetzt habe ich Boxerhülsen und günstige, passende Zünder. :thumbup:

    Berdan wiederladen.....?


    Lösung:
    Berdan abschaffen und Boxer kaufen.


    --> Jo. Auch ne Möglichkeit. :D

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