Nächstes Projekt M96

  • Hallo zusammen,
    der erste Schritt ist gemacht: Ich habe heute den Antragsentwurf für eine Erlaubnis zur nichtgewerbsmäßigen Herstellung einer Schußwaffe zu der Sachbearbeiterin geschickt.
    Jetzt kommt eine langwierige Geschichte auf mich zu: Aus einem Schwedenmauser ein Präzisionsgewehr machen. Das wird interessant, aber es wird auch anstrengend.


    Drückt mir also bitte die Daumen.


    LG
    Hrodgar

    Bis ich in Anschlag gehe, ist Schießen pure Wissenschaft.
    Liege ich hinter meinem Gewehr, ist Schießen reines Gefühl.

  • Ich will dir nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber sowas wollt ich auch schon mal... Kamen dann vom SB so Fragen, wie:
    Hab ich irgendwie ne Ausbildung zur Bearbeitung/Herstellung von Waffen (Nachweis durch Handwerkskammer o. ä.), gibts besagte Waffe NICHT auf dem Markt erhältlich ist. Die Gebühr dafür würde sich auch eher am oberen Ende des Rahmens bewegen...Ich habs dsnn bleiben lassen.


    Leider hab ich den Schriftwechsel nicht mehr.


    Daumen drück ich dir Trotzdem! ;)

  • Hab ich irgendwie ne Ausbildung zur Bearbeitung/Herstellung von Waffen (Nachweis durch Handwerkskammer o. ä.), gibts besagte Waffe NICHT auf dem Markt erhältlich ist.

    Die SBin hat mir vorab eine gute Einweisung verpasst, was rechtlich geht und was aussichtslos ist. Unsere Waffenbehörde arbeitet - wie alle Kreisbehörden hier - sehr ideologiefrei und sachlich. Sie hätte mich nicht zehn seiten Text schreiben lassen, wenn es keine Chance hätte. Und wenn sie es ablehnt, dann nur schweren Herzens und wenn es rechtlich nicht anders geht...
    Beim Bauamt hier im Kreis habe ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht... die waren sehr geduldig mit mir.
    Die Gebühren liegen weit unter dem, was ich an Wertschöpfung haben werde, so etwa eine Zehnerpotenz.


    Lieber Gruß
    Hrodgar

    Bis ich in Anschlag gehe, ist Schießen pure Wissenschaft.
    Liege ich hinter meinem Gewehr, ist Schießen reines Gefühl.

  • Sehr Interressant, ich bin gespannt was die Behörde dazu sagt, ich drück Dir die Daumen das es klappt
    und schön weiter berichten wie es läuft. :thumbup:

    Grüße von der Müritz
    Andreas


    Alle Ladedaten ohne Gewähr, jeder Wiederlader arbeitet eigenverantwortlich!

  • Hallo zusammen,
    die nächsten Schritte sind erfolgt:
    da die Waffe auf Einzelllader abgeändert ist und ich die Feuerart nicht ändern möchte (Keinen neuen WBK-Eintrag und mehr Steifigkeit) habe ich einen Silikonabguß der Zuführrampe erstellt. Anschließend das System von unten her mit einem "Wall" aus Bienenwachs präpariert und von unten her den die Bettung aud Alu-Epoxi und Carbonfaserwerkstoff aufgebaut.
    das ist nicht optimal gelaufen, ich habe das verfahren das erste mal angewendet. Aber nach dem Kontourfräsen der umlaufenden Kontour (also das Bienenwabenprofil abfräsen und alles schön rechtwinklig machen) ist ein sehr, sehr fester Bettungskörper herausgekommen.
    Um diesen baue ich jetzt den Schaft auf. Dazu werde ich Multiplex von 8mm Dicke verwenden und zwischen die einzelnen Schichten Carbon einlegen.


    Ich frage mich nur: Soll ich birkenmultiplex nehmen oder Buche?
    Der Schaft wird eh mit Ceracote überzogen, also auf das Aussehen kommt es nicht an. Hat irgendjemand Ideen, wonach man das entscheiden soll?


    LG
    H.

    Bis ich in Anschlag gehe, ist Schießen pure Wissenschaft.
    Liege ich hinter meinem Gewehr, ist Schießen reines Gefühl.

  • Habe heute meine Erlaubnis zur nichtgewerbsmäßigen Herstellung bekommen.
    Daß es so lange gedauert hat, lag daran, daß 2 von 3 Leuten auf der Behörde ausgefallen sind. Einer davon mit einer schlimmen Erkrankung. Da habe ich die Sache zurückgestellt: "Das hat jetzt erstmal niedrigste Priorität. WBKs sind dringender..." Dann habe ich selbst auch noch etwas anderes zu tun gehabt und konnte eine Dokumentation nicht zügig erstellen, die ich aber zu meinem Antrag brauchte...
    Insgesamt habe ich jetzt 127 Euro bezahlt. Als ich die Behördenmitarbeiterin fragte, ob das nicht seeeehr ab unteren Rand sei, sagte sie mir, daß ich Ihr nicht viel arbeit gemacht hätte und daß die Gebührenfestsetzung nunmal nach Arbeitsaufwand geht.
    Also: Alles seeeeeehr geschmeidig. Eine gute Vorbereitung ist absolut essentiell.


    In der Zwischenzeit habe ich einen Carbon-Holz-Schaft hergestellt. Der oben beschriebene Bettungsblock ist eingebaut. Ich habe das Ding über Kimme und Korn geschossen. Verschiedene Auflagepunkte, verschiedene Auflagen: Eine absorbermatte, eine federnde Holzkiste... Zehn schuß durch dasselbe Loch gejagt auf 50m. Alle Zwei Schuß die Auflage verändert.... Geil...


    Die ZF-Montage habe ich neu berechnet: Sie ist jetzt mit Carbon Composit aufgeklebt.


    Jetzt muß der Kammergriff ab und gewinkelt neu angebracht: Es wird eine Schraubverbindung werden. Und ein Kammergriff aus Aluminium (EN AW 7075).
    Die ZF-Montage ist eine Eigenkonstruktion. Mal sehen, ob ich mist gerechnet habe oder ob es funzt.


    Soweit der neueste Stand.


    LG
    Hrodgar

    Bis ich in Anschlag gehe, ist Schießen pure Wissenschaft.
    Liege ich hinter meinem Gewehr, ist Schießen reines Gefühl.

  • Hej zusammen,
    so, jetzt mit etwas mehr Ruhe.
    Ich bin die Sache so angegangen: Als erstes habe ich einen Termin genutzt, wo ich eh auf der Waffenbehörde war. Bei der Gelegenheit habe ich das angesprochen, daß ich gerne mal so ein Projekt machen würde.
    Die Beamtin meinte, das wäre garkein Problem, solange die Voraussetzungen gegeben sind. Über die haben wir dann ausführlicher gesprochen. Sie hat mir erläutert, welche Informationen im Antrag vorhanden sein müssen, was sie alles abprüfen muß.
    Ich habe dann einen Projektplan erstellt in dem ich auf folgendes eingegangen bin:
    Zielsetzung: Was will ich bauen.
    Begründung: Warum halte ich das für bauenswert, was will ich erreichen?
    Begründung: Warum lasse ich das nicht beim Büchser machen?
    Waffenrechtliche Einordnung: Was will ich mit dem fertigen Gewehr machen? Ist es bereits eingetragen auf mich oder will ich etwas völlig neues erstellen?
    Bei mir ging es darum, ein M96 zu einem ZG3-Gewehr umzubauen.
    Voraussichtliche, notwendige Arbeitsabschnitte. z.B. "ZF-Montage Konstruieren, ZF-Schiene herstellen, ZF-Montagebasis herstellen, ZF-Montagebasis Montieren und Schiene aufsetzen.... Ich habe das entlang der zu erstellenden Hauptgruppen gemacht: ZF-Montage und Verschluß, bei meinem Umbau.
    Voraussichtliche Handwerkliche Methoden: Was muß ich tun? Aufgegliedert je Arbeitsabschnitt.
    Voraussichtlich benötigte Ausrüstung. Dabei darlegen, ob man das hat oder den Schritt in Fremdvergabe machen lässt oder das Werkzeug ausleiht.
    Absicherung der Arbeit: Wie sichere ich die Sachen in der Werkstatt ab? z.b. "Werkstatt ist in Arbeitspausen (Essen, Toilette) abgeschlossen, solange sich erlaubnispflichtige Teile darin befinden. Die Erlaubnispflichtigen Teile werden, wenn sie nicht in der Werkstatt benötigt werden, im Waffenschrank eingeschlossen."
    Zeitplan: Wieviele Stunden schätze ich. Ich habe das je Arbeitsschritt aufgeführt und Reservezeiten einbezogen.
    Zeitplan2: Wieviele Stunden pro Woche kann ich daran arbeiten. Realistisch. Daraus ergibt sich die Laufzeit. Und daraus die Befristung, die nach Gesetz vorgeschrieben ist.
    Abnahmekriterium: Wann ist das Projekt fertig? Beispiel: "Das Gewehr gilt als erfolgreich hergestellt, wenn: 1) Der Beschuß erfolgt ist UND 2) das Gewehr in zehn 5-Schuß-Gruppen auf mindestens 100m nicht mehr als 0,5 Mil, in mindestens 3 der Zehn Gruppen nicht mehr als 0,05Mil Streuung aufgewiesen hat.
    Das Kriterium muß erreichbar sein. Ich habe schon die 0,05 Mil geschossen. Also kann ich sowas einsetzen. Die Beamtin fand die idee toll, bei der Fertigmeldung ein Schußbild beizufügen. :)


    Soweit die Projektbeschreibung. Das ist nicht wild, ich mache sowas ja beruflich. Deswegen habe ich das in diesem Rahmen durchgezogen, da weiß ich, daß es für einen Außenstehenden leicht verständlich ist und der Beamte auch weiß, ich habe mir richtig Gedanken gemacht. Das ist keine Blenderei. Der Beamte muß die Ernsthaftigkeit und Realisierbarkeit einschätzen. Daß kann er aber nur, wenn ich meine Gedanken zum Projekt systematisiere und zu Papier bringe.


    Bei allen Arbeiten habe ich eine Zuweisung getroffen, ob diese erlaubnispflichtig sind. Viele der nicht erlaubnispflichtigen Arbeiten habe ich vorab geleistet und dokumentiert.


    So, dann wären wir bei der Realisierbarkeit: Auch hier geht es darum, die tatsächliche Fähigkeit darzulegen.
    Ich habe Arbeiten, die ich bereits gemacht habe und die nicht erlaubnispflichtig waren, dokumentiert: Ein Diopter, ZF-Montagen, Mein K98k, die Bettung der Krico für meine Tochter. Dann habe ich als Darlegung für die theoretischen Grundlagen mein Diplom dazugelegt. Ich denke, eine Aufstellung der verwendeten Fachliteratur tut es auch. Vielleicht als Tabelle mit Name, Inhalt, Bedeutung für das Projekt.


    Der Beamte muß sehen: Dieser Mensch weiß genau, was auf ihn zukommt und geht verantwortungsvoll damit um. Und: Der Bürger weiß technisch und rechtlich, wo die Gefahrenpunkte lauern und kann auch das bearbeiten.


    Nochmal: Wir habe als Bürger das RECHT, Waffen zu bauen, wenn die Voraussetzungen gegeben sind. Dass die Voraussetzungen gegeben sind, muss aber der Bürger darlegen. Er kann nicht darauf warten, dass der Beamte den Job für ihn macht.
    Die Kostenfestsetzung geht nach Stunden. Wenn ich die Informationen mir aus der Nase ziehen lasse, nur widerwillig Kurztexte schreibe, dann braucht der Beamte einfach viel Zeit, sich ein Bild zu machen. Dann wird es teuer.


    Ich habe es auch so gemacht, daß ich mal einen Entwurf hingeschickt habe mit der Frage: Ist das so ok? Ist das für einen Außenstehenden verständlich?
    Das ist keine Heuchelei, sondern einfach zielführende Kommunikation. Was nützt es mir, wenn ich beispielsweise alles im schönsten Fachlatein des Ingenieurs schreibe, der Beamte aber kein Wort versteht. Ich meine: Das sind Beamte. Die müssen das durcharbeiten, ob es Spass macht oder nicht. Im Ernstfall sitzen die dann einen halben Tag mit dem Wörterbuch da und ziehen sich das Thema rein. Der Antragsteller bezahlt diese Arbeitszeit. Schreibe ich gleich einen Stil, der auch Nicht-Fachleuten verständlich ist, geht das besser. Und ich denke daran, dass mir vieles selbstverständlich ist, was selbst ein Büchsenmacher nicht weiß, weil es meine Hintergedanken im Projekt sind. Die muß ich darlegen.


    Ich habe die genannten Inhalte in zwei Dokumente gefasst: Einmal ein Projektexposé und den Antrag.
    Im Antrag dann die Kurzbegründung und der Bezug auf das Exposé. Die Darlegung der Fähigkeiten und Fertigkeiten und der vorhandenen Mittel sowie Absicherung ist alles im Antrag.
    Die Feinbegründung, Zielsetzung, Abnahmekriterien, Arbeitsmethoden und Zeitplan im Exposé.


    Nun, das ist MEIN Weg, da heran zu gehen. Andere können andere Erfahrungen haben. Am Ende muß der Beamte verantworten, was er genehmigt. Baue ich mist und leg einen um, kriegt der Beamte die Ladung ab: Wie konnten Sie das nur genehmigen!?!? Disziplinarrechtlich drehen die den durch den Wolf.
    Wer von Euch würde als Beamter einem Bürger das genehmigen, der respektlos und unkommunikativ dahergepoltert kommt? Ich nicht!
    Und dann gibt es sicher auch Beamte, die einfach zu viel Angst haben oder die "gegen Waffen" sind. Das ist dann bitter. Gegen Angst hilft Kommunikation, gegen Ideologie hilft nur Wegziehen.
    Ja, und dann gibt es die Fälle, die einfach nicht genehmigungsfähig sind. Wenn ich nichtmal die Rechtliche Einordnung meiner Arbeiten oder des erzeugten Gegenstandes vornhemen kann, fehlt mir die Fachkunde... dann geht es halt nicht. Wenn ich einen Gegenstand erzeugen will, den bestenfalls das BKA besitzen darf, geht es auch nicht.


    Soweit erstmal... Vieleicht wieder viel Text, aber widerwillige Kurztexte helfen nicht.
    LG
    Hrodgar

    Bis ich in Anschlag gehe, ist Schießen pure Wissenschaft.
    Liege ich hinter meinem Gewehr, ist Schießen reines Gefühl.

  • Der nächste Schritt ist gemacht: Der Kammergriff ist abgeschliffen. Ein Adapter ist angefertigt aus 1.2210. Dieser Adapter ist auf dem Kammergriff-Stumpf hart aufgelötet.
    Ein Kammergriff ist aus EN AW 7075 hergestellt. Der Schaft ist angepasst, damit der abgewinkelte Kammergriff eingeklappt werden kann.


    Nächste Arbeiten: ZF-Montageringe herstellen und auf der ZF-Schiene befestigen. Wenn das ZF angekommen ist, wird es dann eingebaut.


    LG
    H.

    Bis ich in Anschlag gehe, ist Schießen pure Wissenschaft.
    Liege ich hinter meinem Gewehr, ist Schießen reines Gefühl.

  • Dieses Thema enthält 7 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.