Meine Waffen laufen trocken!

  • Howdy Folks 8o .


    Heute möchte ich mal ein kontroverses Thema aufgreifen, auf das wahrscheinlich 99% der Waffenbesitzer seit Anbeginn der Zeit falsch geprägt wurden und deswegen wahrscheinlich direkt denken/schreiben: BULLSHIT, aber lasst mich erklären!


    Ich denke wir sind uns alle einig, dass man seine Waffe regelmäßig von Kohlenstoffrückständen (Schmauch) und Ablagerungen befreien sollte, die dass Geschoss im Lauf hinterlässt.
    Viele werden nun sagen: Dafür hol ich einfach ein CLP (Ballistol, Brunox, Breakfree etc.), dann ist die Waffe auch direkt geschützt und "geschmiert" und am Ende kommt dann auf die üblichen Stellen hier noch ein Tröpfchen, da noch ein Tröpfchen oder gleich: "Die Waffe muss nass laufen"


    ABER benötigen Moderne Waffen (alles nach und inkl. Mauser K98) denn lubrication?
    Ich sage NEIN. Natürlich benötigen Metalloberflächen simplen Schutz vor Korrosion, aber ein Großteil der Bestandteile einer Waffe ist Heute entweder rostträger Edelstahl oder hochwertig brüniert / beschichtet.


    Also zäumen wir das ganze mal anders auf. Welchen Zweck erfüllt ein Waffenöl / Fett:


    Reinigung:
    Ja die meisten Öle basieren auf Mineralöl, welches eine akzeptable Reinigungswirkung für Schmauch und Co. hat. Problem, es hinterlässt immer und an allem einen Film. Hier sind mir Dinge wie Hoppe´s #9 etc. deutlich lieber. Sie reinigen besser und danach bleiben keine schmierigen Rückstände auf der Waffe.


    Rostschutz:
    Sehe ich ein, deswegen sollte man auch nach jeden Handhaben (befummeln) der Waffe bzw. nach dem saubermachen, alle Oberflächen mit einem mit sehr schwach mit Öl benetzten Lappen abreiben. Gibt ein schönes Matt glänzendes Finish, schützt vor Rost und das Mü Schutzfilm ist kaum zu erkennen.


    Hitze:
    Der Großteil der Hitze entsteht im Lauf durch die Zündung des Pulvers (entstehender Druck und etwas durch die Reibung des Geschosses). In den Lauf und das Patronenlager gehört aus diversen Gründen auf keinen Fall Öl, das kann hier also keinerlei Positive Wirkung entfalten. Der Rest der Waffe (Verschluß, Schlitten etc.) legt vergleichsweise wenig Strecke zurück und erzeugt kaum nennenswerte Reibungshitze, konträr ähnlichen Ölen (Beispiel das sehr beliebte Mobil 1) die in Motoren verwendet werden. Mein Zwischenfazit hier: Hitzeentwicklung und die oft erwähnte Hitzebeständigkeit von Waffenölen ist irrelevant.


    Schmierung:
    Der Hauptgrund warum alle Welt schon immer nach dem Motto "Hier ein Tröpfchen, da ein Tröpfchen" vorgeht. Doch die Frage ist, was tut das Öl an den beweglichen Teilen der Waffe? Die Reibung maßgeblich reduzieren? Beispiel AR15: Das bisschen Bolt vor und zurück? Beispiel Pistole: Das bisschen bewegen vom Schlitten auf den Rails? Beispiel Repetierer: Die 10 cm Repetiervorgang alle Minute? Lächerlich. Bei Schusswaffen reibt zumeist gehärteter Stahl auf gehärtem Stahl. Bis die Rail von der Pistole, die Trommel vom Revolver, der Verschluß vom Repetierer oder der Bolt von einer Semi-Auto erkennbare oder messbare Abnutzung zeigt, ist lange Euer Lauf ausgeschossen, der wegen Druck und Reibung tatsächlich einem Nennenswerten Verschleiß unterliegt (5 stellige Anzahl Schuss)! Gehärteter und an z.B. Laufflächen polierter gehärteter Stahl gleitet perfekt auch ohne Öl aufeinander. Da hakt und klemmt insofern der Hersteller seine Hausaufgaben gemacht und die Waffenteile nach dem Kauf Zeit hatten sich durch Benutzung korrekt zu Verheiraten (1911er z.B.), rein gar nichts!


    Was sind nun die Nachteile von Gönnerhaftem Ölen der Waffe?

    • Öl zieht Schmauch quasi magisch an und bildet mit damit eine wunderschöne Schmirgelpaste, die im besten Fall Funktionsstörungen hervorruft und im schlimmsten Falle die beweglichen Teile sich stärker abnutzen lässt.
    • Öl findet einen Weg. Auch wenn man nur z.B. den Verschluss geölt hat, findet durch Erschütterung und Kriechvermögen das Öl mit der Zeit den Weg auch dahin, wo man es nicht haben will: Abzug, , Schlagbolzen, Magazin, Patronenlager etc.
    • Eine "nasse" / gut geölte Waffe bedeutet deutlich mehr Reinigungsaufwand, als eine trockene Waffe und akumuliert deutlich mehr Dreck (höhere Reinigungszeit, mehr Verbrauch von Patches und Mittelchen und eine höhere Reinigungsfrequenz).
    • Fehler beim leichtfertigen bzw. exzessiven Ölen (gerade bei Anfängern) führen schnell zu Zuführstörungen (Magazine), Zündversagern, Klemmern, kaputten Läufen, gefährlichen Drucksteigerungen (Lauf oder Patronenlager) oder im schlimmsten Fall zu einer Waffensprengung. Das kann beim ausgiebigen Reinigen mit Rückstandsfrei trocknenden Waffenreinigern nicht passieren.


    Jetzt werden einige sagen: Ich mach das schon immer so, und meine Waffen sehen aus wie Neu bzw. Ich hatte NIE Probleme. Ich kenne einige die genau das selbe vorweisen können, mit trocken laufenden Waffen.
    Ich hab einige Waffenversager erlebt wegen zuviel oder falsch geölt, aber noch keine wegen zu wenig oder gar nicht!


    Mein Vorschlag: Probiert es aus.
    Waffen regelmäßig mit einem nicht schmierenden Waffenreiniger (z.B. Hoppe´s #9 oder Mpro 7 Gun Cleaner, Hausmittel: Pinselreiniger Aromatenfrei) sauber machen (Rückstandsfrei) und am Ende die ganze Waffe äußerlich mit einem zart geölten (kaum spürbar) Lappen abreiben und ab in den Schrank. Ihr werdet keine Funktionsstörungen haben, die Waffen sind nach dem Schießen deutlich weniger versaut, leichter zu reinigen und ihr spart dabei Zeit und Verbrauchsmaterial. Gleichzeitig bleibt Eure Waffe optisch in einem perfekten Zustand und konserviert und ihr verringert die Laufunabhängige Abnutzung und damit frühzeitige Obsoleszenz Eurer Waffe.


    P.S.: Dann reicht eine Flasche Ballistol Jahrzehnte 8)


    Fazit: Viele Waffenhersteller sind über die Jahre dazu übergegangen in Ihren Handbüchern von sehr minimalem Ölen zu reden und weisen oft speziell auf die Gefahren von zuviel Öl hin (Beispiel Ruger). Andere tun unerklärlicherweise immer noch das Gegenteil und verlangen quasi eine Ölroutine an zig Punkten (Glock *hust*). Ich glaube das der alte Mythos vom "ordentlich" Ölen sich nur so hartnäckig hält, weil das halt schon immer so gemacht und nie hinterfragt wurde (von Büchsenmachern, Jäger, Sportschützen etc.). Meine Waffen laufen seit über einem Jahr trocken (zugegeben, keine seeeehr lange Zeit), aber ich hatte seitdem keine/weniger Waffenstörungen (Ruger 10/22 z.B.), meine Waffen zeigen keinerlei Abnutzungserscheinungen, die über normales Handling hinaus gehen und reinigen ist inzwischen eine Freude, vor allem mit Mpro7 GunCleaner (einsprühen, einwirken lassen, bürsten, trocken machen, mit dem obligatorischen Öllappen abreiben, fertig).

    Gruß
    Schwartvogel 8o


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  • Wie du vermutet hast, möchte ich dir an mehreren Stellen mal andere Überlegungen anbieten:

    • Schmauch an sich ist im Lauf gar nicht so schlecht, da es durchaus eine eigene Schmierung bietet. Hier sind unter anderen das Graphit, das bekanntlich als Trockenschmiermittel Verwendung findet, ein beeinflussender Faktor. Du schmierst deine Waffe also mit jedem Schuss. Trocken schießen wäre so mit mehreren Schuss nur mit Zwischenreinigen möglich. Bekanntlich gibt man ja auch mehrere Probeschüsse ab, bevor das Wertungsschießen beginnt. Das der Lauf Ölfrei sein sollte für das Schießen, ist bekanntlich der Normalfall. Schau dir übrigens auch mal die Fassungen des Schlittens an nach dem Schießen. Du wirst dort ebenfalls Schmauch feststellen, der für eine gewisse Schmierung sorgt.
    • Nach dieser Logic dürften Gleitlager nicht geschmiert werden, weil Stahl selbst gut aufeinander gleitet (gewissermaßen auch richtig). Hier spielt zwar die Reibung im Sinne der Hitze auch noch eine Rolle, aber physikalisch gesehen hat auch Metall keine "vollständig geschlossene" Oberfläche. Das Öl hat gerade den Vorteil den Reibungswert noch weiter zu verringern. Gerade die bei Minusgraden noch draußen schießen, werden dir bestätigen, dass ein gefetteter Schlitten in der Regel weniger Störungen verursacht. Dies hängt auch vom Abnutzungsgrad der Waffe ab, da auch Vergütungen und Metall nicht ewig halten. Der zusätzliche Schutzfilm minimiert dies ein wenig.
    • Das Öl soll gerade kriechen, um Teile die du nur doch vollständiges Zerlegen erreichen würdest (in alle Einzelteile) zu schützen. Diese neigen auch zum Rosten, selbst bei hochwertigen Waffen. Eine Waffe ist nicht vollständig aus hochwertigen Stahl gefertigt. Jeder der die Pufferstange usw. mal von Innen gereinigt hat, weiß das. Abnutzung erkennst du meistens erst unter einem entsprechendem Mikroskop (gerade Felder usw. sehen da sehr übel aus, wenn die Waffe schon einige Patronen gesehen hat).
    • Das Metall durch Druck und Reibung auf anderem Metall keine oder nur geringe Wärme entwickelt (auch im Vergleich zum Druck) halt ich für einige schwierige Aussage. Google mal nach dem Thema "schweißen" am Patronenlager. Die Metallverarbeitende Industrie dient hier als Vorbild und wird bezüglich Schmiermittel dir hier vermutlich widersprechen. Ich hab jetzt zugegeben keine genauen Kenntnisse, ob die Explosion oder die Reibung mehr dazu führen, das sich der Lauf erwärmt. Nach meinen Erfahrungen was Reibung betrifft, wird aber Metall, das durch sein Maß sehr eng an anderes Metall gedrückt und mit 300m/s daran entlang gerieben wird, einen sehr großen Anteil der Lauferwärmung ausmachen.
    • Beim Rostschutz an sich gebe ich dir insoweit Recht, dass für kurzfristige Lagerungen dies nur bedingt notwendig ist. Ich habe dazu ein Post verfasst, der mehrere Mittel über ein Jahr vergleicht. Diese Erkenntnisse sind durchaus interessant für die Wahl der Mittel und die Häufigkeit. Ist die Waffe wie beim Jäger aber viel Feuchtigkeit ausgesetzt und wir lang gelagert, macht dies durchaus Sinn (> 1 Monat). Hier sind auch die Lagerbedingungen mitentscheident.
    • Gerade das Öl an einigen Stellen den Dreck bindet ist ja wünschenswert, damit sich dieser nicht überall verteilt.
    • Das Reinigen mit starken, nicht ölhaltigen Mitteln ist ohne Nachbehandlung von den Firmen selbst nicht empfohlen. Denn die Mittel reinigen in der Regel mit speziellen Lösern, die neutralisiert werden sollten. Dies geben die Hersteller selbst vor und empfehlen ein Ölhaltiges Mittel. Haben die jetzt selbst keine Ahnung?
    • Du reibst die Waffe selbst mit Öl ab, das dann weiter kriechen kann und widersprichst dir da ein bisschen selber. Man soll Waffen nicht mit Öl ertränken, das ist richtig.
    • Das Militär setzt Öl seit vielen Jahrzenten ein und hat sehr hohe Anforderungen an die Waffen und an Öle (gerade was Temperatur betrifft). Dies wird ausgiebig getestet, und nicht ohne Grund. Wenn sicher Bund das Geld sparen könnte, würde er es tun :)
    • Das MPro7 löst vor allem Kupfer, soll aber nicht mit Messing/Alu in Berührung kommen. Es schützt vor weiteren Ablagerungen von Kupfer. Was sagt dir das über das Mittel bezüglich Schutzfilm/Schmierung aus? :)


    Link zu Mittelvergleich: Pflege- Fett oder Öl ? Das ist hier die Frage.


    Das heißt nicht dass es jetzt falsch ist, so vorzugehen wie du es tust. Es hängt von vielen dingen ab, wie Häufigkeit der Nutzung und Einsatzzweck. Ich hoffe, ich habe aber gezeigt, das sich 99% aller Waffenbesitzer nicht irren :)


    Mir fällt jetzt noch relativ viel ein, aber wird mir am Handy zu stressig :) Ich hoffe ich konnte dich zumindest davon überzeugen, dass ich sehr wohl Dinge hinterfrage :) ich hab mich mit der Reinigung und verschiedenen Mitteln z.B. fast 6 Monate beschäftigt. Bevor ich mich festgelegt habe. Das MPro ist mir z.B. zu teuer und bringt mir kaum mehr :) ist aber zumindest von der Körperverträglichkeit besser als Ammoniak. Aber das sollte man eh maximal 1x alle halbe bis Jahr machen (vollständiges Reinigen im Sinne der Metalllösung).


    Letztlich bleibt es eine Glaubensfrage.

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  • Hi Brainbutg, erstmal danke für die Antwort :D

    Schmauch an sich ist im Lauf gar nicht so schlecht, da es durchaus eine eigene Schmierung bietet. Hier sind unter anderen das Graphit, das bekanntlich als Trockenschmiermittel Verwendung findet, ein beeinflussender Faktor. Du schmierst deine Waffe also mit jedem Schuss. Trocken schießen wäre so mit mehreren Schuss nur mit Zwischenreinigen möglich. Bekanntlich gibt man ja auch mehrere Probeschüsse ab, bevor das Wertungsschießen beginnt. Das der Lauf Ölfrei sein sollte für das Schießen, ist bekanntlich der Normalfall. Schau dir übrigens auch mal die Fassungen des Schlittens an nach dem Schießen. Du wirst dort ebenfalls Schmauch feststellen, der für eine gewisse Schmierung sorgt.

    Dass Graphit am Ende nichts anderes ist als Kohlenstoff war mir gar nicht bewusst, ist aber interessant. Dann wäre die Selbstschmierung einer Waffe durch Schmauch in einem gewissen Rahmen (bis irgendwann ein Tippingpoint erreicht ist) ja durchaus empfehlenswert, was am Ende ja durchaus meine Variante bestätigt.


    Nach dieser Logic dürften Gleitlager nicht geschmiert werden, weil Stahl selbst gut aufeinander gleitet (gewissermaßen auch richtig). Hier spielt zwar die Reibung im Sinne der Hitze auch noch eine Rolle, aber physikalisch gesehen hat auch Metall keine "vollständig geschlossene" Oberfläche. Das Öl hat gerade den Vorteil den Reibungswert noch weiter zu verringern. Gerade die bei Minusgraden noch draußen schießen, werden dir bestätigen, dass ein gefetteter Schlitten in der Regel weniger Störungen verursacht. Dies hängt auch vom Abnutzungsgrad der Waffe ab, da auch Vergütungen und Metall nicht ewig halten. Der zusätzliche Schutzfilm minimiert dies ein wenig.

    Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich nicht generell gegen Schmierung bin. Ein Motor würde nach nicht allzu langer Zeit verrecken ohne vorhandenen Ölfilm, ebenso ein industrielles Kugellager, wenn es der entsprechenden Belastung / Umdrehungen ausgesetzt ist. Diese Belastung ist aber meiner Meinung nach bei Schusswaffen minimal und somit eigentlich kein Problem, selbst bei 100en Schuss (die meist nicht binnen einer Minute abgegeben werden). Was das Ölen bei Minusgraden angeht. Ich sehe keinen Grund, warum eine nicht geschmierte Waffe bei Minusgraden nicht funktionieren sollte, insofern da keine Feuchtigkeit irgendwo Teile aneinander gefrieren lässt.


    Das Öl soll gerade kriechen, um Teile die du nur doch vollständiges Zerlegen erreichen würdest (in alle Einzelteile) zu schützen. Diese neigen auch zum Rosten, selbst bei hochwertigen Waffen. Eine Waffe ist nicht vollständig aus hochwertigen Stahl gefertigt. Jeder der die Pufferstange usw. mal von Innen gereinigt hat, weiß das. Abnutzung erkennst du meistens erst unter einem entsprechendem Mikroskop (gerade Felder usw. sehen da sehr übel aus, wenn die Waffe schon einige Patronen gesehen hat).

    Also Spray and Pray wäre mir ein wenig zu wahllos. Wenn ich WILL das da zum Schutz Öl dran soll würde ich gezielt arbeiten und nicht "hoffen" das es irgendwann schon an die richtigen Stellen kommt. Falls du mit Felder die Felder aus einem Lauf meinst: es spricht nichts gegen einen Schutzfilm im Lauf für längerfristige Lagerung (Jagdbüchsen z.B. die seltener mal geschossen werden).


    Das Metall durch Druck und Reibung auf anderem Metall keine oder nur geringe Wärme entwickelt (auch im Vergleich zum Druck) halt ich für einige schwierige Aussage. Google mal nach dem Thema "schweißen" am Patronenlager. Die Metallverarbeitende Industrie dient hier als Vorbild und wird bezüglich Schmiermittel dir hier vermutlich widersprechen. Ich hab jetzt zugegeben keine genauen Kenntnisse, ob die Explosion oder die Reibung mehr dazu führen, das sich der Lauf erwärmt. Nach meinen Erfahrungen was Reibung betrifft, wird aber Metall, das durch sein Maß sehr eng an anderes Metall gedrückt und mit 300m/s daran entlang gerieben wird, einen sehr großen Anteil der Lauferwärmung ausmachen.

    Zu schweißen am Patronenlager hab ich Ad-Hoc nichts passendes gefunden. Ich kenne den Vorgang des Reibschweißens, aber auch hier sehe ich außer bei massivem Magdump in Fullauto keine ernsthaften Probleme. Wir reden ja hier von Jagdlicher oder Schießsportlicher Nutzung, nicht Stundenlangem Dauerfeuer in Fullauto mit unbegrenzter Munition in Fallujah. Kannst du ja testen: Nimm dir eine Pistole und beweg den Schlitten 200 mal hintereinander schnell vor und zurück (zugegeben, nicht ganz das was beim Schießen passiert), ich wette da wird Nichtmal etwas handwarm! Ist aber auch nur eine Vermutung :rolleyes:


    Beim Rostschutz an sich gebe ich dir insoweit Recht, dass für kurzfristige Lagerungen dies nur bedingt notwendig ist. Ich habe dazu ein Post verfasst, der mehrere Mittel über ein Jahr vergleicht. Diese Erkenntnisse sind durchaus interessant für die Wahl der Mittel und die Häufigkeit. Ist die Waffe wie beim Jäger aber viel Feuchtigkeit ausgesetzt und wir lang gelagert, macht dies durchaus Sinn (> 1 Monat). Hier sind auch die Lagerbedingungen mitentscheident.

    Wie gesagt, einen Mü Ölfilm an allen Stellen (und damit meine ich, so dass man es kaum spürt und von der Optik her ein matter Glanz erkennbar ist) ist wünschenswert. Mir ging es speziell um die gerne verwendeten Tröpfchenmengen, die ich für absolut zuviel halte, vor allem IN der Waffe. Die Tests mit den Metallplatten die sich überall auf YT finden lassen kenne ich. Häufig wird das ganze dann noch beschleunigt oder verschärft, mit Salzwasser. Allerdings ist das völlig blankes Metall, das in der Form wohl die wenigsten Teile einer Modernen Schusswaffe repräsentiert!


    Gerade das Öl an einigen Stellen den Dreck bindet ist ja wünschenswert, damit sich dieser nicht überall verteilt.

    Da stimme ich nicht zu. Durch den Druck und die Erschütterungen kommt der Dreck eh fast überall hin. Eine sinnvolles "fangen" des Schmutzes finde ich weder wünschenswert (Akkumulation genau dort wo ichs nicht haben will) noch würde, ich wenn ich ölen würde dieses taktisch so platzieren um das zu erreichen.


    Das Reinigen mit starken, nicht ölhaltigen Mitteln ist ohne Nachbehandlung von den Firmen selbst nicht empfohlen. Denn die Mittel reinigen in der Regel mit speziellen Lösern, die neutralisiert werden sollten. Dies geben die Hersteller selbst vor und empfehlen ein Ölhaltiges Mittel. Haben die jetzt selbst keine Ahnung?

    Kleiner Ausschnitt aus eine Wahllos hergenommenen Ruger Manual:


    Using powder solvent on a clean patch or bristle brush, remove powderresidue from all components of the pistol. After cleaning, run a dry patchthrough the bore, then follow with a patch that is very lightly oiled. Wipe allsurfaces clean with cloth, then wipe all surfaces with a patch or cloth that hasbeen very lightly oiled.NOTE: Only a light application of oil is needed to provide adequatelubrication of moving parts and to prevent rust. Excess accumulations of oiltend to attract particles of dust and dirt and may congeal in cold weather,which can interfere with the safe and reliable function of the pistol.

    Von Neutralisation steht da nichts. Auch die Hersteller der gängigen Reinigungslösungen geben an hier schlichtweg trocken zu wischen und Hoppe´s #9 und Mpro 7 reden hier von einem nicht spürbaren Schutzfilm, der ein nachträgliches Ölen nicht unbedingt erforderlich macht. Ruger selbst redet nur von einer "light application of oil" und weist auf die Problem mit Öl hin, wo wir übrigens wieder bei den potenziellen Problemen durch Öl bei kaltem Wetter und dem ansammeln von Dreck durch den Ölfilm wären. Mit Light meine ich keine Tropfen, sondern einen kaum spürbaren und schon gar nicht sichtbaren Film, den man wie gesagt durch ein Öltuch das man zig 100te male nutzen kann, ohne das öl nachlegen zu müssen erreichen kann.


    Du reibst die Waffe selbst mit Öl ab, das dann weiter kriechen kann und widersprichst dir da ein bisschen selber. Man soll Waffen nicht mit Öl ertränken, das ist richtig.

    Wers nicht anders kennt, denkt bei abreiben mit Öl von einem sichtbaren Film. Ich meine damit tatsächlich einen Hauch, da kriecht eher nichts mehr.

    Gruß
    Schwartvogel 8o


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  • Das Militär setzt Öl seit vielen Jahrzenten ein und hat sehr hohe Anforderungen an die Waffen und an Öle (gerade was Temperatur betrifft). Dies wird ausgiebig getestet, und nicht ohne Grund. Wenn sicher Bund das Geld sparen könnte, würde er es tun

    Ich denke die nutzen das vor allem als CLP und somit vor allem wegen der Reinigungswirkung und damit dem schnellen abfrühstücken des ganzen Prozesses. Der Bund hat früher schon Stahlketten eingesetzt, was (als Beispiel) für mich nicht unbedingt für sehr viel Sachverstand spricht. Ich hab gelesen das die Amis in Vietnam irgendwann aus Erfahrungswerten dazu übergegangen sind, nicht mehr zu ölen, da der Ölfilm viel Dreck angezogen und für sehr viele Waffenstörungen gesorgt hat. Ein Freund der in Afghanistan und im Irak war, meinte in einer Kriegsumgebung, sei es durch Sand oder sonstigen Dreck (der zwangsläufig zum Alltag gehört), ist die Benutzung von Öl sehr problematisch, genauso wie das auslassen der regelmäßigen Reinigung.


    Das MPro7 löst vor allem Kupfer, soll aber nicht mit Messing/Alu in Berührung kommen. Es schützt vor weiteren Ablagerungen von Kupfer. Was sagt dir das über das Mittel bezüglich Schutzfilm/Schmierung aus?

    Also ich rede von Mpro7 GunCleaner, nicht dem Öl und schon gar nicht dem Copper Solvent. Der Guncleaner ist deren Equivalent zu Hoppe´s#9 und ich konnte in der FAQ und sonstigen Erfahrungsberichten von keinerlei Unverträglichkeiten mit Messing und Alu lesen. Mpro7 löst vor allem Carbon, dessen Kupferlösefähigkeit ist minimal (gibts nen schönen Vergleichstest dazu), sprich die sagen, das Mpro 7 die Metallpartikel löst, indem es die Karbonrückstände die diese binden auflöst.


    At a basic molecular level, M-Pro7 surrounds the surface of each individual carbon particle with a negatively charged coating causing the carbon particles to repel each other. This forces the carbon particles to break up and separate allowing the carbon and embedded fouling (copper, lead, brass, plastic, etc.) be easily brushed out.


    Was das über das Mittel aussagt? Nanopartikelgedönsschutzschicht. Vielleicht mehr Marketinggag als alles andere, wer weiß das schon ...


    Und ja, am Ende ist es eine Glaubensfrage, und fragt man 10 Leute, kriegt man 20 Meinungen.


    Vielleicht bin ich auf dem Holzweg und meine Waffen nutzen sich wegen dem nicht / kaum vorhandenen Gleitfilm viel stärker ab als nötig.
    Vielleicht ist die Ölfraktion auf dem Holzweg und die Waffe leidet mehr als sie müsste.


    Am Ende muss jeder selbst wissen was er mit SEINEN Waffen anstellt. Ich wollte nur mal eine andere Perspektive liefern, vielleicht konnte ich ja den ein oder anderen "bekehren" :thumbup: !


    ABER als versöhnendes Fazit, auch für die Zweifelnden:
    Nutz so wenig Öl wie nötig, less is more! :rolleyes:

    Gruß
    Schwartvogel 8o


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    • Offizieller Beitrag

    Denke, der Ansatz ist bereits falsch.


    Jede Art von Waffen braucht eine individuelle Pflege - Revolver - Pistole; Karabiner - Halbautomat...


    Manche Schützen putzen ihre Waffen auch zu tode. Wenn's denn Spassss macht.


    An welchen Stellen bei welcher Waffe welche Schmierstoffe zur Anwendung kommen sollten, wird von Herstellern in Bedienungsanleitzungen ab und an beschrieben. Ebenso welche Mittel nicht zum Einsatz kommen sollen...


    Für mich ist das verständlich als alter Metaller (von denen wir hier ettliche haben).


    Ich hatte bei der VM einen Schützen dessen Waffe nicht mehr wollte. Die Waffe ist recht neu gewesen und die Führungen der recht teuren Sig Sauer waren knochen trocken.


    Was am übelsten war - mit bloßem Auge konnte man bereits deutliche Verschleißspuren sehen. Klar läuft Metall auch trocken aufeinander - auch ein Auto Motor verfügt über Notlaufeigenschaften.


    Aber wie das Wort bereits ausdrückt Der Motor leidet Not und kurz darauf ist er tod.


    Alles mit Sinn und Verstand angewendet führt zum Ziel. Immer diese extremen Beispiele bringen doch nix.


    Und wenn nun eine Diskussion beginnt was man unter "leicht einölen" zu verstehen hat oder gar, dass man die Pflegeanleitung in der Bedienungsanleitung noch nie gelesen hat... - daran beteilige ich mich nicht :we: in diesem Sinne :winke:

  • Ja, ist mein Ernst.


    Ich sage, das ist in keinster Weise vergleichbar.


    Motor x-tausend Umdrehungen pro Minute
    Schusswaffe hundert Zyklen pro Stunde


    Wenn das auch nur im Ansatz vergleichbar wäre, bräuchte deine Waffe eine Ölpumpe für konstanten Nachschub und einen Ölfilter um die Partikel aus dem Öl zu filtern.
    Eine Schusswaffe ist ein relativ simpler Mechanischer Apparat, bei dem an wenigen Stellen zum betätigen des Schlagbolzens und zum Zuführen von Patronen und der Entfernung von leeren Hülsen Metall auf Metall kurze Bewegungen ausführt (mit einer sehr überschaubaren Zykluszeit).


    Der Part der Waffe der Druck und Hitze ausgesetzt ist (Lauf), hat quasi GAR NICHTS mit dem Öl zu tun, was beim Motor sehr wohl der Fall ist, da Hitze, Druck, Reibung und Bewegung unter Öleinfluß zusammen kommen.
    Wie kommst du also auf das sehr schmale Brett das miteinander zu vergleichen?

    Gruß
    Schwartvogel 8o


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  • Da es mir sonst zu lang wird, versuch ich es kurz zu sagen. Das wir nun beide der Meinung sind, das es ne glaubenssache ist, ist schon mal positiv im Sinne dessen, dass 99% nicht falsch liegen :)


    Ein paar Anmerkungen:
    - mit Wärme war der Lauf/Rohr gemeint, nicht der Schlitten. Das der sich nicht sonderlich erwärmt ist glaub ich klar.
    - Die Praxis hat zumindest mir gezeigt, dass es durchaus Störungen geben kann, wenn es sehr kalt ist. Woran der Fehler nun genau liegt kann ich dir nicht sagen. Ob nun das Material anders reagiert oder andere phsykalische Vorgänge schuld sind, muss ich offen lassen. Aber gerade bei älteren Waffen hilft das Schmieren mit Öl oder wie bei mir mit Waffenvaseline sehr häufig. Ich gehe also schon davon aus, dass es mit der Reibung der Schlittenzuführung zu tun hat. Kann ich aber nicht belegen. Hier zählt für mich die praktische Erfahrung.


    - Reibschweißen kann auch bei geringen Kadenzen zu Problemen führen. Gerade sehr großkalibrige Langwaffen und Ladungen sind dafür bekannt. Dies ist sicherlich nur ein negativer Nebeneffekt der ohnehin stark belasteten Übergange aufgrund der hohen Leistungsdaten, aber ist ja auch durch ölen nicht zu ändern.


    - Das mit dem MPro steht in der Verkaufsbeschreibung (avoid aluminium and brass. Soll heißen Hülse, die ja aus Messing zum Teil besteht). Schon daher ist es für mich logisch, dass Restrückstände (die du als dünnen Film bezeichnest) noch weiter wirken können. Dazu mal das Thema PTFE und Flusssäure mal lesen :)


    - Restschmauch wird oft empfohlen, besonders von der Fraktion die eher selten reinigt. Die Schmierwirkung ist aber glaub ich nachvollziehbar. Wenn man mal logisch drüber nachdenkt, so lang sich nicht zuviel -insb. im System- ablagert und Störungen produziert.


    - Der Vergleich Öl im Motor und in der Waffe hingt ein bisschen. Festgestellt wurde ja nun denk ich, das auch Schmauch schmiert. PTFE wirbt sogar damit, das sich die Partikel in den Poren halten und somit das Material im Lauf schützen und den Gleitfaktor verbessern (Flusssäure hat man da leider nicht bedacht). Es gibt Geschosse, die sogar extra beschichtet sind, um den Gleitfaktor zu verbessern (Kunststoffbeschichtung).


    - Ich persönlich glaube auch nicht, das man eine Waffe nur mit Trockenwischen ölfrei bekommt. Dafür benötigt man entsprechende (kalt-) Reiniger. Allein durch das mehrfache durchziehen mit der Bürste bzw. Pfropfen verteilt man wieder etwas des aufgenommenen Öls. Ein Ölschuss ist wieder so ne Diskussionssache für sich und wurde oft belegt und widerlegt. Von der dünnen Schicht geht keine Gefahr aus, da im Sinne der Fluidmechanik kein so großer druck entstehen wird, der zum Aufbauschen des Rohres führen kann.



    Usw.... ich will jetzt auch auf alles nicht weiter eingehen, das ist eher was für face-to-face Diskussionen, da echt mühselig zu tippen.


    Aber austauschen ist immer sinnvoll. Lernen tun alle davon.


    Ein Tipp zum Verschleiß. Es gibt Bilder von Feldern nach mehreren hundert Schuss mit Elektronenmikroskop. Die Unterschiede können gewaltig sein, je nach Behandlung der Waffe. Wegen den 10cent fürs reinigen mach ich persönlich dann nicht rum :) Zumal ich nur dasgünstige Ballistol Öl und Vaseline verwende :) und nur sehr selten mal Ammoniak.

    4 Mal editiert, zuletzt von GentleSky1431 ()

  • Ich hatte bei der VM einen Schützen dessen Waffe nicht mehr wollte. Die Waffe ist recht neu gewesen und die Führungen der recht teuren Sig Sauer waren knochen trocken.


    Was am übelsten war - mit bloßem Auge konnte man bereits deutliche Verschleißspuren sehen. Klar läuft Metall auch trocken aufeinander - auch ein Auto Motor verfügt über Notlaufeigenschaften.

    Kenn ich, aber ich behaupte diese "Abnutzungen" waren schlicht und ergreifend das normale noch nicht fertige Einschleifen der neuen Teile aufeinander. Bei solchen engen Passungen braucht es kein Öl, sondern Schusszahlen, bis die Waffe perfekt läuft.


    Anders gesagt: Der Schützenbruder hätte der Waffe vorher mal paar Hundert Schuss mehr im Training gönnen sollen und nicht die Ölflasche ansetzen :)


    Wir hatten auch einen mit ner neuen Sig Sauer X-Six, bis die Störungsfrei lief brauchte es einige Hundert Schuss!
    Und seine Waffe war geölt ...

    Gruß
    Schwartvogel 8o


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    Disclaimer:
    Jeder Wiederlader handelt nach dem Gesetz eigenverantwortlich!
    Ladedaten und Infos ohne Gewähr ...

  • Ich hab eine X-Six und Shadow 2 (neu gekauft) beide Waffen laufen mit Vaseline ich hab noch nie eine Störung gehabt (Sig jetzt 4000 Schuss und Shadow erst 400).


    Ich denk das ist auch wesentlich vom Glück abhängig, wie gut die Waffe gefertigt wurde. Ich glaube auch nicht, das wir die Diskussion hier zu einer gemeinsamen Lösung bringen werden. Ih wollte lediglich Denkanstöße in dir andere Richtung geben, und wehre mich gegen die Aussage, dass ich zu den 99% gehören soll, die nicht nachdenken :)

    • Offizieller Beitrag

    Du behauptest - ich habe es gesehen und als gelernter Mechaniker mit bestandener Meisterprüfung und - da mir sonst langweilig geworden wäre habe ich noch Maschinenbau studiert (u.a.)...


    Selbst in der Bedienungsanleitung der Sig Sauer kann man das auch lese was zu tun ist - Du scheinst es besser zu wissen und daher ein Zitat von Sokrates.


    "Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser"


    Übrigens.


    Nach einem Tröpfchen Öl an die Führungen (wurde seit Kauf nie gemacht) ist die Waffe wieder gelaufen wie sie sollte. Der Schaden an den Führungen bleibt.

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