Erfahrungsbericht LEE Classic Turret

  • Entgegen der allgemeinen Meinung, die LEE sei sowieso nur unbrauchbarer US Billigschrott, kann ich im Betrieb nur positives berichten.


    Ich lade mit der LEE Classic Turret Presse seit über 3 Jahren KW und LW Patronen.


    Mein Jahresbedarf liegt bei ca. 1000 Schuß KW (gringer Bedarf) und 1200-1500 Schuß LW (mittlerer Bedarf).
    Wiedergeladen werden folgende Kaliber:
    9mm, .357 Magnum, .40 S&W, .45 ACP, .223 Rem, .30-30 Win und .308 Win
    verwendete Pulver:
    für KW N320, für die .357 Mag DO37.1, für LW N140 (läuft auch bei der .223 gut)
    mein (allererstes Pulver) HP-38 muss endlich mal irgendwo reingekippt werden
    meist geladene Kaliber:
    KW .45ACP (div. 1911er)
    LW .357 Mag (UHR), .223 Rem (2x AR-15) und .308 Win (AR-10 und Tkka CTR)



    Zunächst die Punkte, die mich zum Kauf der LEE bewegt haben:
    1. preiswert (z.Zt. nur 169€)
    2. wenig Platzbedarf (für mich wichtig, da ich keinen separaten Wiederladeraum mein Eigen nenne)
    3. teilprogressive Presse (weniger Fehlerquellen im Workaround, relativ hoher Durchsatz)
    4. 4 Stationen, somit Factory Crimp möglich (entgegen Pro 1000 Serie)
    5. geeignet für alle KW Kaliber und LW Kaliber bis zu max. 84,15 mm Länge (z.B. .308 Win), (die Value Turret und Pro 1000 verarbeiten nur max. Länge 58,75mm, z.B. .223)
    6. durch herausnehmen der Index-Stange auch als Single Stage Presse einsetzbar
    7. schneller und günstiger Kaliberwechsel (16,50€ für ein Turret + gewünschter Matrizensatz)
    8. diverse Nachrüstungen möglich (Roller-Handle, autom. Hülsenauswurf, Beleuchtung ...)


    Was mich zunächst gestört hat, bzw. nicht mein direktes Vertrauen erlangte:
    - div. Kunststoffteile, arbeitet aber zuverlässig und ohne Störungen/Verschleiß, Ersatzteile gibt es notfallsextrem günstig
    - Bedenken, ob die Presse stabil und präziese genug ist - ist sie bis .308 Win definitiv
    - die LEE Zündhütchenzufuhr - ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber zuverlässig und schnell
    - am Anfang gab es etwas Verwirrung mit der Index-Stange, aber einmal richtig justiert läuft es seit Jahren exakt
    - bei LW arbeitet der LEE Pro Auto Disk Pulverfüller bei N140 mit inakzeptabelen Abweichungen, bei N320 ohne Probleme (aber das betrifft deutlich teurere Füller ebenso).



    Die Ausrüstung im Einzelnen:
    LEE Classic Turret mit Zusatzausstattung: Roller-Handle und autom. Hülsenauswurf + modifizierter Zünderzuführung (MA-Gladiator)
    jedes Kaliber hat sein eigenes Turret mit LEE Matrizen incl. Factory Crimp
    Pulverfüller auf den KW Turrets sind LEE Pro Auto Disk oder LEE Auto Drum
    Digitalwaage zur Ladungsprüfung aus autom. Pulverfüllern
    RCBS Chargemaster Lite für LW Pulverfüllung (autom. abgewogen und manuell über die Füllmatrize eingebracht)
    Hülsenbearbeitung LW erfolgt über eigene Turrets mit Kalibrier- und Quick-Trim Matrizen
    als Tumbler dient ein Lyman Pro 1200 mit Medium Corncob Green
    Kosten:
    incl. Kleinkram und Messwerkzeugen hat mich die komplette Ausrüstung (für alle vorhandenen Kaliber) 1600€ gekostet



    meine Workarounds:


    KW: zunächst Hülsen Tumblern
    Turrets, Nutzung mit Index-Stange
    1 Kalibrieren/Entzündern
    2 Zündern, aufweiten und Pulver füllen
    3 Geschoß setzten
    4 Factory Crimp
    Durchsatz liegt bei etwa 200-250 Schuß/Std


    LW: hier habe ich 2 separate Turrets in Verwendung
    zunächst Hülsen Tumblern
    fetten mit Sprühfett (Lanolin/Alkohol Mischung)
    Turret 1, Nutzung ohne Index-Stange (Single Stage Betrieb)
    1 Vollkalibrierung + Zündern
    2 Hülsenlänge trimmen mit LEE Quick Trim Matrize und Power Trimmer (Akkuschrauber) in einem Arbeitsgang Trimmen, Außen- und Innenentgratung
    ---
    Turret 2, Nutzung mit Index-Stange
    1 Pulver füllen manuell über Füllmatrize mit Fülltrichter (RCBS Chargemaster Lite)
    2 Geschoß setzten
    3 Factory Crimp
    Durchsatz liegt bei etwa 70-100 Schuß/Std.



    Mein Fazit:
    besser als ihr Ruf, ideale Presse für Anfänger und Fortgeschrittene bei normalem Munitionsbedarf, geringer
    Platzbedarf, guter Durschatz, geeignet für alle KW Kaliber und LW Kaliber bis .308 Winchester, sehr preiswert
    und trotzdem präziese und zuverlässig

    Gruß Sven


    PS: Beitrag enthält u.U. Spuren von Ironie - zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Sachbearbeiter oder die zuständige Behörde

    6 Mal editiert, zuletzt von ArcticWolf ()

  • Mein Fazit:
    besser als ihr Ruf, ideale Presse für Anfänger und Fortgeschrittene bei normalem Munitionsbedarf, geringer
    Platzbedarf, guter Durschatz, geeignet für alle KW Kaliber und LW Kaliber bis .308 Winchester, sehr preiswert
    und trotzdem präziese und zuverlässig

    Servus,


    dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, ich selbst besitze auch seid ca. 4 Jahren die Lee Turret Presse und bin voll und ganz damit zufrieden.


    Versuche und Kleinserien laufen erst auf der Turret :krat: ...........wenn's dann passt geht's auf die Mumpelmaster :D .


    Grüße

  • Ich habe sie auch seit 3,5 Jahren im Einsatz. Hat damals 145€ gekostet.


    Habe für 45 Auto und für 357Mag jeweils eine Kopfplatte und einen Autodrum Füller.


    Für Langwaffe (momentan grad 308) habe ich eine Kopfplatte mit Aufweiter für Bleigeschosse, dann den Pulverfüller, dann die Setzmatrize und dann noch einen Factory Crimp Matrize.


    Für andre Kaliber lade ich meist auf der Rock Chucker mit den Hornady Bushings.


    Ich verwende die InlineFabrikation Indexerstange das läuft gut, aber mit dem CaseKicker werde ich nicht so richtig glücklich.

    Ich übernehme keine Haftung für von mir gepostete Ladedaten und ebensowenig für Quickload-Berechnungen.

  • Schön geschriebener Bericht. Nicht überall wo Lee drauf steht ist Schrott drin. Die Lee Classic-Cast und auch die Turret genießen nicht zu Unrecht einen sehr guten Ruf. Das Preis-Leistungsverhältnis ist exzellent und in einigen Details ist Lee der Konkurrenz sogar voraus. Vermutlich ist der schlechte Ruf von Lee auf so kleine Schwächen bei den Progressivladern zurückzuführen, wie z.B. gerissene Kettchen des Pulverfüllers oder gebrochen Plastikteile. Zwei meiner Schützenkameraden laden erfolgreich und zufrieden auf Lee Mehrstationenpressen. Der Eine hat für jedes Kaliber eine Pro 1000 stehen, der Andere lädt auf einer Loadmaster. Deine 250 Stück Durchsatz die Stunde halte ich aber für äh, durchaus ambitioniert. Die 550er Dillon macht bei einem Hebelzug alle vier Arbeitsgänge, während du bei der Turret für die gleiche Arbeit vier Mal am Hebel ziehen musst. Der realistische Durchsatz bei meiner 550er lag bei 300 Patronen max. die Stunde. Und du kannst noch nicht einmal die Hülse und das Geschoß gleichzeitig in die Presse befördern. Jetzt stelle ich mir gerade vor wie schnell du am Hebel ziehst. :wdl_rot

  • Deine 250 Stück Durchsatz die Stunde halte ich aber für äh, durchaus ambitioniert. .... Jetzt stelle ich mir gerade vor wie schnell du am Hebel ziehst.

    Ich sagte ja auch 200-250 Stück/Std. - ich brauche ohne jede Hektik etwa 14-17 Sek. für eine Patrone, extra gerde noch mal gestoppt, weil Du mich gerade total
    verunsichert hast ?( (hast Glück das ich grad .357er basteln musste)
    Ich bereite erst alles vor (das dauert incl. Prüfmessungen schon gut 30 Minuten), dann arbeite ich gleichmäßig und ohne Hektik immer den gleichen Turn runter - wenn
    du das jetzt mal nachrechnest, sind das schon 200 Stück/Std.
    Ich gebe allerdings zu, das ich nach 100 Patronen erstmal eine Ziggi rauchen gehe, bevor ich weiter mache - den Zeitverlust habe ich nicht mit eingerechnet :D


    In dieser Rechnung/Angaben sind natürlich keine Rüstzeiten enthalten, es ist reine Arbeitszeit an der Presse.


    Ich muss ebenfalls noch dazu sagen, das ich vor den Extras an der Presse nicht so schnell war und mir oft die Innenseite der Hand und das Handgelenk geschmerzt hat.

    Gruß Sven


    PS: Beitrag enthält u.U. Spuren von Ironie - zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Sachbearbeiter oder die zuständige Behörde

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  • Guter Erfahrungsbericht, ich habe die Lee Classic seit ca. 8 Jahre im Einsatz und bin gut mit ihr zufrieden.
    Lediglich das kleine Viereck Kunststoffteil, zur Führung an der Index-Stange, mußte ich mal wg. Verschleiß tauschen.


    Bezüglich von möglichen Zubehör wäre ich für Info´s zur Beleuchtung und Hülsenauswurf dankbar (Bezug und Montage).

  • Das mit der Geschwindigkeitsberechnung handhabt wohl jeder anders. Für mich zählen so Nebenarbeiten wie Zündhütchenauffüllen und Patronen in die Box räumen auch dazu, ohne geht es ja schlecht. Schneller als mit der Einstationenpresse bist du mit der Turret allemal. :kl:

  • Lee macht halt viel mit Kunststoffkleinteilen und diese sind oft wackelig, aber trotzdem haltbar.
    Das muss man halt als LEE Benutzer ertragen und tolerieren können. Die Ideen die Lee hat sind echt gut, manchmal wünscht man sich das eine oder andere Teil gerne als Frästeil oder Metallgussteil.


    Auch der neue Zündhütchensetzer am Tisch ist mit 45€ gut und günstig.

    Ich übernehme keine Haftung für von mir gepostete Ladedaten und ebensowenig für Quickload-Berechnungen.

    • Offizieller Beitrag

    In dieser Rechnung/Angaben sind natürlich keine Rüstzeiten enthalten,

    Die werden meistens unterschlagen. :kl:
    Danke für diesen Bericht. :thumbup:

    Gruß
    Karl-Heinz

    Ich tue Recht und scheue keinen Feind.


    Jeder Wiederlader handelt eigenverantwotlich, alle Ladedaten ohne Gewähr


    Am Crimp hat es nicht gelegen....war keiner drauf.


    Egal was ich tue, für irgendjemand auf diesem Planeten ist es das Falsche.


    Neue Frage -------> Neues Thema.

  • Pressen Tuning ... entgraten
    wenn man die Presse neu hat und der Setzstempel noch keine Einlaufspuren hat, kann man den Setzstempel demontieren und die Stempelführung im Gehäuse entgraten und säubern.

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    Damit (so war es bei mir) kann dann der Stempel ohne Riefen einlaufen.


    Weiter habe ich früher die Presse gefettet, das mache ich mittlerweile nicht mehr sondern öle (mit Motoröl) nur noch, sei es den Stempel als auch oben die Kugeln in der Aufnahme für die Kopfplatte.
    Wenn man den Handgriff schnell zieht, dreht die Kopfplatte richtig schnell und leicht und läuft deutlich leichter. Man meint man sitzt vor nem Einarmigen Banditen :ballern:

    Ich übernehme keine Haftung für von mir gepostete Ladedaten und ebensowenig für Quickload-Berechnungen.

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