Waffensammler - WIE?? Mein langer Weg zum Roten Glück.

  • Freunde der Lauten Eisen,


    Nachdem es in einem anderen Tread schon fast ausartete, will ich Euch heute mal meine Erfahrungen in der Beantragung der Roten WBK schildern.

    Es geht genaugesagt um eine Rote Sammler-WBK.


    ca. 1 Jahr hab ich auch geschrieben, allerdings kam die Antwort wesentlich schneller. nach einem Monat war der erste Antrag abgelehnt, mit diversen verbesserungshinweisen... Also weitergeschrieben, diesmal nur 2 Monate, wieder eingereicht, 2 Wochen Später die Rote Karte zugeschickt bekommen. Mit Rechnung ;)


    Ohne ein Fachgespräch?

    Mir wurde bei der Bezirksregierung etwa ne Stunde auf den Zahn gefühlt.

    Als ich das Zeugnis dann endlich in der Hand hielt meinte mein damaliger SB mir fast unüberwindbare Auflagen bezüglich der sicheren Aufbewahrung machen zu müssen. Das ist aber ein anderes Thema


    Als ich vor ein Paar Jahren auf die Idee kam, mir eine Waffensammlung aufzubauen, kam mir schnell die Erleuchtung, daß ich keine Spielzeuge und keine Dekostücke haben will. Waffentechnisch war ich allerdings ein totaler Neuling!

    Als erstes besuchte ich einen mir bekannten Sammler, der das schon seit Jahrzehnten macht und fragte diesen, wie ich vorgehen soll. Dieser gab mir eine kleine Wegbeschreibung in Form eines Formulares, welches ich ausfüllenderweise Erarbeiten sollte. Da das sicher einige Zeit in Anspruch nehmen würde, empfahl er mir, einem Schützenverein beizutreten, um schonmal die ersten Waffen für mein Sammelgebiet erwerben zu dürfen. (Im nachhinein ein sehr guter Tip!!) Vorteil: Bei der Beantragung der Roten ist meine Zuverlässigkeit bereits geprüft und ich kann anhand meiner Waffen Zeigen, daß ich wirklich ernstzunehmendes Interesse an diesen speziellen Waffen habe.


    Während meiner Forschung in meiner neuen Sammelleidenschaft stellte sich heraus, daß ich sogar 2!!! Waffensachverständige mit allen Waffenrechtlichen Erlaubnissen kenne. Diese wurden also auch von meinem Vorhaben belästigt und rieten mir, doch erstmal meinen Literatur-Grundstock deutlich aufzuwerten. Vorteil war, daß einer der Beiden aus Altersgründen seine Bücher verkaufte, wodurch ich an etwa die Hälfte meiner Bücher rankam. (Als Beispiel: Mein Bücherschrank beherbergt aktuell ca. 1,8m Fachliteratur im gegenwert von etwa 3500.- €...)

    Mein Literaturnachweis im Antrag ist also auf 1,5 A4-Seiten gewachsen.

    Wichtige Literatur, die relativ wenig kostet: DWJ-ABO, Bedienungsanleitungen der zu sammelnden Waffen...


    Nun Folgt der Fahrplan, den ich damals zum ausfüllen bekam:


                                                                                                                                                                                                                                                      Anlage zum Antrag auf Erteilung

    ...........................………………………..………………… einer Erlaubnis zum Waffen- bzw.

    [vor- und Zuname) Munitionssammeln vom………………

    ………………….........................….…………………………

    (Anschrift)

    …………………........................…………………….……………

    …………………Mobil: 017.………………………………….



    Zur Beachtung!



    Nach § 32 Abs.1 Nr. 4 WaffG liegt ein Bedürfnis zum Sammeln von Waffen oder Munition insbesondere vor, wenn der Antragsteller glaubhaft macht, als Waffen- oder Munitionssammler u. a. eine kulturhistorisch bedeutsame Sammlung anzulegen oder zu erweitern. Die Anerkennung einer kulturhistorisch bedeutsamen Sammlung setzt voraus, daß Waffen oder Munition von geschichtlichem Wert nach einem bestimmten System oder anderen bestimmten Kriterien, wie sie in Nr. 32.4.2 bis 32.4.3 WaffV w V beispielhaft aufgeführt sind, zusammengefaßt werden.


    Um eine sachgerechte Bearbeitung des Vorgangs zu ermöglichen, ist es notwendig, nachfolgende Fragen vollständig und gut lesbar (Maschine oder Druckschrift) zu beantworten. Notfalls ist ein gesondertes Blatt zu verwenden.


    1. Benennung des angestrebten Sammelbereiches (Waffenart, Systematisierung, zeitliche, örtliche Bereiche und dergleichen):


    Titel...


    2. Begründung, warum diese Sammlung als kulturhistorisch bedeutsam angesehen wird:


    Diese Begründung ist bei mir ca. 1,5 A4-Seiten lang.


    Entwicklungsgeschichtlich:



    - Die Entwicklung des Revolvers



    - Vom System ........zur Pistole



    Konstruktive Merkmale:

    - Revolver:

    o

    o

    - Pistolen:

    o Repetierpistole:

    o Gasdrucklader, z.B.:

    o Rückstoßlader, z.B.:


    3. Aufzählung der bereits im Besitz befindlichen Waffen, die als Grundstock für die Sammlung dienen sollen (Waffen und Munition müssen mit allgemein bekannten Bezeichnungen angegeben werden):

    Pistole (Meine Ordonnanz-Pistole)


    4. Benennung der noch zu erwerbenden Waffen (Waffen und Munition müssen mit allgemein bekannten Bezeichnungen angegeben werden):


    Auflistung aller zu Sammelnden Waffen



    5. Beim Sammeln von Schußwaffen mit mehr als zwei Läufen und solchen mit einer Mehrschußeinrichtung, insbesondere von Selbstladewaffen, ist eine besondere Begründung notwendig, daß diese Waffen zur Ergänzung der Sammlung erforderlich sind.



    Begründung...


    6. Bis wann soll die Sammlung abgeschlossen werden?

                     

    7. Welcher Betrag soll jährlich aufgewendet werden?


    8. Wo und wie werden die bereits vorhandenen und noch zu erwerbenden Schußwaffen bzw. Munition sicher Aufbewahrt?

    Vergleichbar mit Sportwaffen in Schränken der Klasse 0/1 Minimum!!


    9. Welche Literatur kulturhistorischer und technischer Art über Schußwaffen bzw. Munition besitzt der Antragsteller?


    - Alle Fachbücher

    - Diverse Handbücher:

    -

    -

    - DWJ im Abo.


    10. Sonstiges


    …………………………………………………………………………. ………………………………………………………..

    (Ort, Datum) (Unterschrift)


    Im Anhang finden Sie eine kleine Auswahl Detailliert beschriebener Waffen, welche ich in ausführlicherer Form erklärend für alle in meiner Sammlung aufgeführten Waffen erstellen werde, sofern es die Zeit zulässt. --->Anhang besteht aus Abbildungen und detailbeschreibungen meiner Sammlungsobjekte.


    Das alles sieht im Ersten Augenblick sehr wenig aus, ist bei mir natürlich deutlich LÄNGER!


    Als ich es nach einem Jahr endlich "Fertig" ausgefüllt hatte, ging ich voll Motiviert zu meiner Behörde.

    Im Direkten Gespräch mit meiner SB kamen schon erste Zweifel, ob ich wohl erfolg haben würde, allerdings meinte sie zum Schluß: Naja, schicken wir es mal nach München zum LKA, dann wissen wir, was noch fehlt...

    Nach etwa einem Monat die Antwort:

    Die Begründung(Damals nur ein kleiner Absatz) ist zu kurz,

    Das Thema zu breit gefächert, ich soll mich auf Kurz- oder Langwaffen begrenzen.

    Mehr wurde nicht bemängelt.

    Also die nötigen Punkte (und bei der Gelegenheit auch die Waffenliste) ändern und auf zum 2. Versuch.

    nach dem 2. Gespräch mit meiner SB dauerte es 2 Wochen und ich hatte sie Endlich in der Post.


    Es wäre schön, wenn auch andere Ihre Erfahrungen hier kurz umschreiben könnten, es scheint hier ja extreme Unterschiede zu geben. ;)


    :wa:

    ... :wdl_rot

    Btw: Wer meinen Daten Glauben schenkt, ist selber schuld ;)

    :we:

    Einmal editiert, zuletzt von Madhatter ()

  • Ganz vergessen zu sagen:


    Interessanterweise musste ich zu Beginn meiner Recherche feststellen, daß Google wohl nicht alles weiss... Meine erste Suche ging direkt ins nichts. Anscheinend kein Populäres Sammelthema, die K&K-Monarchie. Es gab vieles zu lesen, jedoch von der Heeresbewaffnung nichts. ZVAB brachte zumindest nach langer Suche brauchbare und nicht immer Billige Bücher hervor, wodurch meine Recherche sich immer weiter in die Länge zog.

    All jenen, die mit dem Gedanken spielen oder spielten, sich an ihr Thema ran zu wagen, möchte ich mit meinem Artikel Mut machen, nicht gleich aufzugeben und ein wenig Geduld mit zu bringen. Glaubt mir, es lohnt sich!

    ... :wdl_rot

    Btw: Wer meinen Daten Glauben schenkt, ist selber schuld ;)

    :we:

  • Coole Geschichte :thumbup:


    Im Gegensatz zu Dir wusste ich ganz genau, was ich wollte und kannte mich da auch schon aus.


    --- Vorgeschichte ---


    Ich war damals 5 Jahre und wohnte in Bamberg, in einer kleinen Straße die zwei US Soldatensiedlungen voneinander trennte ... am Ende der Straße waren hinter einem Zaun die Panzergaragen und Tankstellen, an denen die M55 und M107 Panzerhaubitzen gewartet und betankt wurden. Als einziges deutsche Kind dort hing ich also nur mit den Kids der US Soldaten ab.

    Mein bester Freund war Steven Barret aus dem Süden der USA, die Mutter Weiße französischer Abstammung, der Vater Staff Sergeant First Class bei der Armored Artillery ... ein schwarzer Riese. Wenn Papa Barret nach Hause kam, legte er seine 1911 immer auf den Schrank ab - und BOOOM da war sie, die erste große Liebe meines Lebens ... dieser Inbegriff einer Waffe ... der Wahnsinn 8|

    Im Sommer 1969 wurde Papa Barret nach Vietnam beordert und die Familie musste zurück in die Staaten, wir zogen zum Jahresende um nach NRW.


    Kurz darauf fing mein Vater selbst mit dem Schießsport und der Jagd an und nahm mich mit 8 das erste mal mit auf den Stand. Als ich 10 war, kaufte mein Vater sich seine erste Gold Cup ... und kam nie wieder an seine eigene Waffe herran :fi:

    Mein Glück war, das mein Vater noch eine zweite Gold Cup in .38 kaufte, die ihm mehr lag - so gab es keinen Streit um die .45er *grins*. Ein Freund meines Vaters war Büchsenmacher, ich habe unmengen an Zeit als Jugendlicher in seiner Werkstatt verbracht. Es war absolut faszinierend und weckte auch mein Interesse an Waffentechnik und Geschichte.

    Ich war viele Jahre ohne Unterbrechung im Schießsport aktiv: Sachkunde, Standaufsicht, Schießleiter, blablabla - hatte aber nie eine eigene WBK beantragt (warum auch, mein Vater hatte ja alles).


    --- Der Weg zum Sammler ---


    2011 habe ich dann tatsächlich meine erste eigene WBK beantragt ... und mir natürlich eine 1911 zugelegt.

    Man ahnt es kaum, es folgten weitere - der Virus 1911 hatte mich wieder voll im Griff.

    Also habe ich mich 2015 dazu entschieden, eine rote WBK zu beantragen.

    Der Papierkram wurde von meinem Vorredner ja schon erläutert - ist auch immer und überall das gleiche Verfahren.


    Wie bereits anderweitig berichtet, habe ich dann ein Jahr lang an dem verlangten Eigengutachten -148 Seiten zum Thema J.M. Browning - herumgebastelt. Ich hatte auch befreundete Gutachter, die mir geholfen und mich beraten haben (sprich: auf spezielle Formulierungen des Sammelthemas geachtet und mich den Antrag bewusst so verfassen lassen, das 50% gestrichen werden konnte und trotzdem das übrig blieb, was ich haben wollte).


    Eingereicht habe ich den Antrag dann am 2 Mai 2016, obwohl mein SB mich gewarnt hat ("Es gab schon seit Jahren keine Freigabe für eine rote WBK vom LKA München mehr").

    Anders als bei Madhatter hat es 6 Monate gedauert, bevor sich das LKA München das erste Mal zu einer Kritik herabgelassen hat : "Das Thema ist zu weit gefächert", ich solle mich auf ein "Kernsammelgebiet" beschränken, das "Sammelthema neu formulieren und zeitlich eingrenzen" und meinen "Sammelplan anpassen", dem eingereichten Antrag kann nicht entsprochen werden, da es sich hierbei um "eine Anhäufung von Waffen" handeln würde.


    Das hatte ich ja vorausgesehen und habe dem Wunsch des LKA entsprochen ;), fleißig "zusammengestrichen" und die Formulierung des Sammelthemas neu und -ähem- "gut überlegt" abgeändert.

    Ich muss hier auch einmal lobend die positive Unterstützung durch meine zuständige Behörde erwähnen.


    Der überarbeitete Antrag ging dann im Dezember 2016 erneut zum LKA und es dauerte wieder 6 Monate bevor die Rückmeldung kam, es gäbe beim LKA wegen Berentung keinen Sachverständigen zur Antragsprüfung mehr und ein Nachfolger werde es auch nicht geben, man müsse die Angelegenheit deshalb dem BKA überstellen.

    Das BKA erklärte sich nicht für zuständig, da die Befürwortung ausschließlich in der Länderhoheit liegen ... es gab plötzlich keinen mehr, der entscheiden konnte oder durfte. Bis in der bayrischen Bürokratie eine entsprechende Regelung für die Zukunft beschieden wurde, sind weitere elf Monate ins Land gegangen.


    Am 4 Mai 2018 durfte ich mir endlich die lang ersehnte rote WBK bei meiner Behörde abholen - Sammelthema wunschgemäß und ohne weitere Änderungen oder Einschränkungen ... fast auf den Tag genau 2 Jahre nach Antragsstellung.


    Als Waffensammler bin ich also noch ein Frischling - obwohl ich mich in meinem Thema richtig auskenne.

    Gruß Sven


    PS: Beitrag enthält u.U. Spuren von Ironie - zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Sachbearbeiter oder die zuständige Behörde

    10 Mal editiert, zuletzt von ArcticWolf ()

  • Am 4 Mai 2018 durfte ich mir endlich die lang ersehnte rote WBK bei meiner Behörde abholen - Sammelthema wunschgemäß und ohne weitere Änderungen oder Einschränkungen ... fast auf den Tag genau 2 Jahre nach Antragsstellung.

    Krass! Ich habe meine am 28.Mai bekommen! Auch 2018! Da hab ich wohl die Plage mit dem Generationsübergang gerade verfehlt! :D

    ... :wdl_rot

    Btw: Wer meinen Daten Glauben schenkt, ist selber schuld ;)

    :we:

  • Krass! Ich habe meine am 28.Mai bekommen! Auch 2018! Da hab ich wohl die Plage mit dem Generationsübergang gerade verfehlt! :D

    Scheint so, hast anscheinend Glück gehabt - seit diesem Zeitpunkt werden in Bayern auch die Eigengutachten verlangt.

    Gruß Sven


    PS: Beitrag enthält u.U. Spuren von Ironie - zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Sachbearbeiter oder die zuständige Behörde

  • Hallo Leute,


    meine Rote WBK habe ich heute erhalten....


    habe letztes Jahr einen Gutachter angesprochen, der hat mit mir mein Sammelziel erörtert und hat ein Gutachten erstellt. Das ging mit ein paar Telefongesprächen und einigem E-Mailverkehr mit ausfüllen umfangreicher Fragebögen innerhalb von etwa 2 Monaten über die Bühne.


    Beantragung der Roten auf meinem LRA ende Dezember

    Kurze Rückfrage ende Februar zur Aufbewahrung

    Zuteilung der Roten WBK 06.03.2023


    Gutachterkosten waren Fair, die Gebühren vom Amt mit 324 Euro ebenso....


    Also seit Heute bin ich Glücklicher Besitzer einer Roten WBK mit dem Sammelthema:

    "Historische Entwicklung der Europäischen Militär-Langwaffen bis 1945"