Die Geschichte einer Waffe - zum Schmunzeln

  • Wie in einem Vorstellungsthread schon einmal erwähnt, hatte ich vor einiger Zeit eine Mauser 66S in 9,3x64 geerbt.


    Da die Geschichte zu dieser Waffe reichlich witzig ist, will ich sie euch einmal erzählen.


    Mein Vater kaufte diese Waffe 1973, incl. Sondermontage einer Suhler Einhakmontage, in Ibbenbüren - vom ersten Tag an hatte sich ein Freund in dieses Stück "verguckt" und wollte es meinem Vater abkaufen (damals hat man die Waffe nicht einfach so kaufen können).


    Zwei Jahre lang hing dieser Freund meinem Vater in den Ohren, bis er sie dann 1975 endlich seinem Freund abtrat.

    Die Waffe wurde auf einem 300m Stand in Rheine übergeben und der neue Besitzer hat mit der Waffe keinen einzigen Schuß auf die Scheibe bekommen.

    Es wurde (wie unter Kameraden üblich) darüber gelästert und mein Vater meinte, das ich als sein Junior (damals 13 Jahre alt) das ja besser könnte.

    Aus Spaß wurde Ernst und ich musste auf 300m liegend freihändig mit der Waffe als Minimum 45 Ringe schießen ... ich habe die vollen 50 Ringe geschafft, bin allerdings nach jedem Schuß um eine gute handbreit durch den Rückstoß auf dem Rasen zurückgerutscht ^^.

    Der Freund meines Vaters (später mein Ausbilder und Lehrherr) war beeindruckt und sagte vor versammelter Mannschaft "Wenn ich einmal nicht mehr bin, wird Wilfried`s Junior die Waffe von mir erben".


    Ok, wer hat das damals schon für Ernst genommen - keiner.


    Ende 2016 erreichte mich dann die Nachricht, das ich mich in einer Erbsache einzufinden hatte - da niemand aus der Famile verstorben war, hielt ich das zunächst für einen Irrtum. Ich fragte entsprechend vorab per Post nach, ob das alles seine Richtigkeit habe ... mein Erscheinen wurde erneut erbeten, incl. einem Nachweis zur Legimitation für Waffenbesitz.


    Es stellte sich dann heraus, das dieser alte Freund meines Vaters und mein späterer Lehrherr seine Aussage von 1975 weder vergessen noch als Spaß angesehen hatte - ich erbte die Waffe incl. Munition in einem Zustand, wie sie 1975 den Besitzer gewechselt hatte.

    Die Waffe hatte also in den letzten 43 Jahren nur 2 Besitzer.


    Da diese Storry sicherlich nicht der Normalfall und auch zum Schmunzeln ist, wollte ich sie euch nicht vorenthalten.

  • ArcticWolf

    Ich persönlich finde diese Geschichte nicht unbedingt zum Schmunzeln. Mich berührt es eher, dass der Freund deines Vaters über all die Jahre sein Wort gehalten hat und offensichtlich 41 Jahre die Waffe, mit der er wie du schreibst, selbst keinen einzigen Schuß auf die Scheibe bekommen hat, wie einen Schatz so lange gehütet hat um zu guter Letzt den Kreis zu schließen und sie dir zu vererben. Scheinbar war das noch ein Mann auf dessen Wort man sich verlassen konnte und der ein einmal gegebenes Versprechen auch vier Jahrzehnte später noch gehalten hat. Ich ziehe symbolisch den Hut vor diesem alten Herrn.

    Diese Geschichte ist mMn. nicht zum Schmunzeln. Im Gegenteil, sie erzählt von etwas ganz Besonderem. Von etwas das leider heute nur noch selten und wenn dann höchstens bei Menschen mit unserem Hobby anzutreffen ist. Sie erzählt von Handschlagqualität, von Ehre und von Männern die zu ihrem Wort stehen. Auch noch nach vier Jahrzehnten.:clap:

    Alle Angaben und/oder Ladedaten ohne Gewähr, jeder Wiederlader handelt eigenverantwortlich!

    “Ein Volk, dass seine Vergangenheit nicht ehrt, hat keine Zukunft."(Johann Wolfgang von Goethe)

  • Schöne Geschichte, ein Mann ein Wort.:thumbup:


    Ich sehe das genauso wie gunlove.

    :ja:

    Grüße von der Müritz
    Andreas


    Alle Ladedaten ohne Gewähr, jeder Wiederlader arbeitet eigenverantwortlich!