Update nach ca. 10.000 Schuss, diversen Trainingseinheiten und Matches:
Gerade im dynamischen Betrieb und wenn die Waffe nicht optimal festgehalten wurde, traten immer wieder Zuführungsfehler auf, welche sich nach langer Suche auf die OAL bei der Infinity zurückführen ließen. Die Patronen haben sich im unteren Bereich des Magazins verklemmt und dann nicht mehr richtig zugeführt, teilweise musste das Magazin gewechselt werden, da die Störung nicht mit Repetiervorgängen zu beseitigen war.
Ich habe die OAL jetzt auf 31,1 mm reduziert. Teilweise macht die Hornady Lock-n-load daraus 31,0 oder 31,2. Das ist in Ordnung und funktioniert nun auf dem Stand, im Match, beid- oder einhändig.
Ich bin mit den LOS-Geschossen 123grs sehr zufrieden. Die HP benutze ich fast ausschließlich, die FP z. B. in Tschechien oder auf Ständen, wo HP verboten sind. Diese sind zwar minimal länger, das führt im Live-Betrieb aber zu keinerlei feststellbaren Veränderungen, da die auftretenden Abweichungen in den vorhandenen Toleranzen der Wiederladepressen/Pulverfüller liegen. Ich habe alles mit dem Labradar nachgemessen und bei beiden Geschossvarianten immer wieder ähnliche Geschwindigkeiten gemessen. Eine Pulverreduzierung auf Grund des geringeren Pulverraums in der Hülse ist nicht notwendig. Die HP Geschosse sind aufgelegt etwas präziser als die FP Geschosse. Das muss man halt so hinnehmen, wenn HP auf dem Stand verboten ist.
Die Zünder habe ich umgestellt auf CCI Small Rifle, da diese günstiger zu beschaffen waren. Im Live-Betrieb gibt es keinen feststellbaren Unterschied. Nur immer darauf achten, dass die Zünder bis zum Anschlag mit der Multi-Stationen-Presse eingesetzt sind, ich hatte schon den ein oder anderen Zündversager, weil der Schlagbolzen das Zündhütchen angeschlagen und dann erst einmal richtig tief eingesetzt hat. Mein Fehler.
Dann habe ich mich näher mit der perfekten Pulvermenge beschäftigt. Ich habe die Patronen einzeln und in 0,1 grs-Schritten bis zu 9,8 grs mit 3N38 geladen und diverse Probeschüsse aufgelegt durchgeführt. Dabei habe ich festgestellt, dass sich das Verhalten des Hochschlages und des Rotpunktes deutlich verändern, wenn höhere Ladungen gemacht werden.
Hier meine Auswertungen:
9,4/9,5 grs 3N38 mit 123grs LOS-HP ist die Ladung, welche die beste Gasmenge für den Kompensator und damit das flachste Schießen mit fast gerade zurücklaufendem Rückstoß bietet. Diese Ladung verwende ich nunmehr immer im Training und in Matches. Keine Überdruckanzeichen an Hülse, Zünder und deutlich kleinere Treffergruppen bei schnellen Wiederholungsschüssen im Split-Bereich 0,16-0,20 s. Noch ein positiver Nebeneffekt ist, dass man mit dieser Ladungsmenge, selbst bei Toleranz-Abweichungen des Pulverfüllers immer im Major-Bereich Faktor >160 für IPSC liegt. Lädt man weniger Pulver ein, kann es u. U. zu Geschossgeschwindigkeiten von weniger als 400 m/s kommen, womit die Ladung dann Minor wäre. Sollte man beim Chrono-Messen im Match dann Pech haben und genau diese schwachen Ladungen werden gemessen, wäre das sehr ärgerlich.
mehr als 9,6 bis 9,8 grs 3N38 führt zu einem deutlich lauteren Schussgeräusch und etwas ruppigerer Waffenhandhabung. Eine Verbesserung des Rotpunkt-Springens habe ich nicht feststellen können. Es sind zwar keine Überdruckanzeichen vorhanden, mit den die Hülsen oder die Waffe nicht mehr umgehen können, aber es macht nach meiner jetzigen Meinung keinen Sinn bewusst so stark zu laden.
mehr als 9,8 grs führt gelegentlich zu anfänglich unverbranntem Pulver, dass sich dann oberhalb der Laufports bzw. des Kompensators als kleiner Feuerball zeigt. Und zu einem sehr ruppigen Schussverhalten. Das muss nicht sein und gibt auch keine Verbesserung des Schussbildes. Aber auch bei dieser Ladung sind noch keine offensichtlich gefährlichen Drücke anhand des begutachten Hülsenmaterials festzustellen. Man hat aber das Gefühl, dass das insgesamt zu stark ist und da es zu keiner Verbesserung führt, muss man ja kein Risiko eingehen.
weniger als 9,4/9,5 grs ist vollkommen OK (wie im Vorbeitrag geschrieben). Allerdings ist die Streuung bei schnellen Schussfolgen merklich größer, da die Waffe stärker hochschlägt und erst später wieder im Ziel ist, auch deutlich sichtbar an einem stärker hüpfenden Rotpunkt. Und die Gefahr des Unterschreitens des Major-Faktors ist zu bedenken.
Dann habe ich noch die Unterschiede der Hülseneinflüsse ausgetestet. Ich habe neue oder ein-/mehrfach selbst verschossene Starline- oder Geco-Hülsen verwendet und ca. 1.000 zugekaufte gebrauchte Hülsen von 10 unterschiedlichen Herstellern. Ich habe alle Hülsen komplett gleich behandelt, alles gleich geladen und dann immer 20er Gruppen geschossen. Defekte Hülsen wurden aussortiert. Zum Abschluss kamen noch alle Patronen in eine 20er-Patronenlehre in .38 SA, um die Maßhaltigkeiten zu prüfen. Vereinzelte, nicht perfekt passende Patronen wurden aussortiert.
Ergebnis: Bei mir haben die Hülsen keinerlei Einfluss auf das Schussbild oder das Schussverhalten. Die geringen Abweichungen im Füllvolumen der Hülsen oder der Wandstärkendicken gehen im Rahmen der Toleranzen der Muli-Stationen-Presse vollkommen unter und haben keine sichtbaren oder merkbaren Auswirkungen. Einzige Einschränkung ist, dass neue Hülsen zu keiner einzigen Waffenzuführungsstörung führen, die gebrauchten Hülsen so ca. alle 200 - 300 Schuss. Wenn das im Training passiert ist es nicht schlimm, aber im Match ist das sehr, sehr ärgerlich. Sicherlich könnte man jetzt jede einzelne gebrauchte Hülse noch an den Rändern untersuchen und alle laden und auf dem Stand durchrepetieren, das ist mir aber viel zu viel Aufwand.
Daher verwende ich im Match jetzt nur noch neue Hülsen und im Training alles, was ich an .38 Super Auto finde und grundsätzlich benutzen kann.
Bitte noch beachten, dass jeder Wiederlader für seine Tätigkeiten selbst verantwortlich ist und ich keinerlei Haftungen oder Gewährleistungen irgendwelcher Art übernehme.