Dein modernisierter 98er macht ja wohl echt was her.
Was kostet denn sowas in etwa von Status 08/15 98er zu Deinem..?
Und was hast Du für ne Optik drauf..?
Wenn man da einen "Liebling" hat, lohnt sich sowas ja vielleicht. Auch für den TE.
Jetzt hab ich mal eine Bitte an Hrodgar!
Ich denke, das interessiert auch noch mehr. Stell deinen .308-98'er doch mal detailliert hier vor!
Na gut, ist aber garnicht so magisch.
Ich fange mal an mit der Gliederung:
1) Herkunft der Waffe und Beweggründe
2) Normaler Aufbau
3) Abweichungen und Probleme
4) Lösung
1) Herkunft der Waffe und Beweggründe
Die Waffe habe ich von meinem Vater geerbt. Ich habe lange gerätselt, ob ich eine Waffe mit marodem Schaft und ausgeschossenem Lauf erhalten soll. Am Ende waren es rein sentimentale Gründe, sie zu erhalten. Mein Vater und Ich, das war eine 38jährige Traumbeziehung. Ich konnte das Gerät, das ihm viel bedeutet hat, nicht hergeben.
2) Normaler Aufbau
Beim k98k liegt das System direkt auf Holz auf. Lediglich der Rückstoßstollen steht gegen einen traversen Stahlbolzen an, der in Vierkantprofil gefräst ist. Hier erfolgt die Übermittlung der Rohrrücklaufkraft auf den Schaft.
Der Schalt ist aus Schichtholz gefertigt.
Das Rohr wird am System und am Oberring mit dem Schaft verbunden.
Der Oberring hält zudem die Bayonettaufnahmeschiene, die in einer Hülse mit Schaftkontour endet und auf den unteren Vorderschaft aufgestekt ist. Sie ist mit diesem durch einen Stift gesichert. Der Stift wird vom Oberring gegen abgleiten gesichert.
3) Abweichungen und Probleme
Bei dem vorliegenden Exemplar war der Streukreisdurchmesser 40cm auf 50m Entfernung, also 8 mil (!).
Untersuchung 1 ergab ein ausgeschossenes Rohr. Das Rohr wurde ersetzt und der Strukreis lag bei 1 mil. Also zehnmal größer als die Forderung.
Untersuchung 2 ergab eine fehlerhafte Bettung.
4) Lösung
Detailliert sind die Aufgaben so zu beschreiben:
4.1) Rohr freistellen
4.2) System betten und Schaft aussteifen
4.3) Wärmeverzug am Schaft verhindern.
4.1) Rohr freistellen
Das Rohr im Schaft freizustellen ist durch Ausschleifen des Schaftes mittels gutem Sandpapier sehr leicht möglich.
Je nach Verzug des Schaftes liegt aber nun der Oberring am Rohr an. Im Versuch kann alleine dieses Anliegen 1/2 mil Steuung verursachen.
Im Vorliegenden Fall war der umlaufende Spalt unzureichend, sodaß ca 0,5 mm Material innen am Oberring und an der Tülle der Bayonetthalterung abgetragen werden musste. Dies wurde mittels "Dremel" bewirkt.
4.2) System betten und Schaft aussteifen
Die Systembettung muß folgende Funktionen erfüllen:
a) Systemkräfte auf den Schaft übermitteln.
b) Das System gegenüber den Schaft ausrichten.
c) Den Schaft aussteifen um Schwingungen zu reduzieren. (Daran denken: Jede Schwingung erzeugt ein Timingproblem zwischen Anregung der Schwingung und Verlassen des Rohres. Hierdurch wird die Waffe empfindlich gegenüber verschiedener Ladung.)
Um diese Funktionen zu erzielen wurde der Schaft im Innenraum großzügig ausgefräst. Die Ausfräsungen erstrecken sich auch entlang der Flanken des Magazinkastens, sodaß dieser nunmehr von Bettungsmaterial umgeben ist.
Alle entschandenen Hohlräume müssen so tief ausgefräst sein, daß die Holzoberfläche frei von eingedrungenem Reinigungsöl ist.
Im Bereich der hinteren Verschraumung des Systems wurde mit einem "Schwalbenschwanzfräser" das Holz abgetragen, sodaß die sichtbare Oberfläche immernoch das "alte Kriegsholz" ist.
Die entschandenen Hohlräume wurden zunächst mit Carbonrowings ausgelegt und diese mit einem Epoxidharz einlaminiert. Zum Einsatz kommt ein Harz, das eine Glasübergangstemperatur von >120°C hat. Der Tempervorlauf von 40°C ist hierbei hilfreich, da ich dan nur bis 80°C tempern muß, was ein Heizlüfter hinbekommt.
Bei der Verarbeitung ist zudem das Holz immer >30°C zu halten, damit das Harz tief eindringt. Hierzu wurde ein Heizlüfter auf den Schaft gerichtet.
Der Magazinkasten und das System sind zu diesem Zeitpunkt mit PVA Trennlack behandelt, alle Hinterschneitungen mit Wachs aufgefüllt. (Besonders die Magazindeckelverriegelung ist hier "tückisch".) Die Schraublöcher sind mehrfach mit PFTE-Spray behandelt, die Schrauben ebenfalls. Und es schadet nicht, auch über den PVA-Lack mit einer Wolke PTFE-Spray drüber zu gehen.
Die verbleibenden Hohlräume wurden mit einer Mischung aus Epoxid und Aramidfaserschnitzeln ausgestropft. Die Konsistenz ist so einzustellen, daß die Mischung Formstabil steht und gerade keine Luft mehr in der Mischung ist.
Die Deckschicht, die in Kontakt mit dem System kommt, ist aus einer Mischung aus Epoxid und Aluminiumstaub hergestellt, die naß in naß auf die Aramid- und Carbonlagen aufgebracht wird.
In diese Lage wird der Magazinkasten und das System eingedrückt, sodaß ein vollkommener Abdruck der Bauteile entsteht.
Wichtig:
Zuerst wird der Magazinkasten eingebaut und damit die untere Bettung. NACH DEM AUSHÄRTEN wird die Lage des Systems überprüft und dann erst das System gebettet. Das ist also ein mehrtätiger Vorgang.
Bei der Ausrichtung des Systems ist es hilfreich, das Rohr im Bereich des Oberringes mit Klebefilm zu umwickeln. Damit positioniert es sich mittig zwischen Oberring und Bayonetthaltertülle.
Nach dem Entfernen von System und Magazinkasten (da kann Gewalt nötig sein!) wird die Bettung überprüft, alle Übergänge versäubert. Wird jetzt alles montiert, sollte das Rohr perfekt im Oberring stehen.
4.3) Wärmeverzug am Schaft verhindern.
Wird die Waffe heißgeschossen, erwärmt sich das Holz des Vorderschaftes von innen nach außen. Es verhält sich hierdurch wie ein Bimetall und senkt sich ab. Sobald der Oberring kontakt zum Rohr bekommt, fängt die Waffe an, zu streuen. Zunächst zu der Berührung hin, sie steigt. Wird der Druck stärker, geht sie von der Berühung weg, sie sinkt.
Um diesen Wärmeverzug zu verhindern wird der Vorderschaft 8mm breit ausgefräst. Die Frästiefe soll sa 5-10mm Holz nach unten stehenlassen.
In diese Nut wird eine Lage Carbonrowings eingebracht, darauf eine Holzauffütterung und dann wirder eine Carbonrowinglage. Alles wird naß und naß verarbeitet. Die Rowinglagen sollen 2-3mm Dick sein, der Rest ist Auffütterung.
Carbonfaser hat einen negativen Wärmeausdehnungskoeffizienten, der sehr gering ist. Hierdurch wird die Krümmung des Schaftes verhindert.
Zur Frage nach der Optik:
Ich habe eine Replik der langen Seitenschienenmontage montiert. Die Montage wurde vom BüMa im Rahmen des Rohwechsels durchgeführt.
Hernach habe ich die Montage wieder abgeschraubt und mit dem Alu-Epoxid-Gemisch eingesetzt.
Die Seitenverstellung der Montage (die alten Gläser hatten nur einen Höhenrichtturm) habe ich mit Uhu Endfest 300 fixiert.
In der Montage liegt ein Leupold 3-12 x 40 mit Mil Dot.
Zur Anpassung habe ich Distanzringe aus Aluwerkstoff 7075 angefertigt.
So, alles klar?
Kosten: verschwindend.
Zeit: Frag nicht.
Spaß: Suuuuper
Und das Beste: Die dummen Gesichter, wenn Du mit dieser "Plempe" auf 300m gehst.
Ach ja: Das Rohr habe ich weißfertig einbauen lassen, die Brünierung selbst gemacht, die offene Visierung mit Endfest 300 verklebt.