Rollcrimp im Revolver - wie ist er richtig?

  • Hallo zusammen,
    da das KW-schießen bei mir langsam auch besser und intensiver wird, kam bei mir die Frage auf, wie genau der perfekte Rollcrimp aussieht.
    "Mach einfach einen ordentlichen Rollcrimp"
    "Starker Rollcrimp in die Crimprille und alles ist gut"
    "Zwischen Geschosmantel und Hülsenmund sollte keine Fuge mehr zu erkennen sein"

    Aber wie stark ist stark genug, wie stark ist zu stark, ab wann leiden die Hülsen? So richtig konnte ich nichts findne, wie man den Rollcrimp denn jetzt richtig macht, und vorallem, wie er richtig aussieht.
    Also habe ich heute auf dem Schießstand 5 unterscheidlich starke Rollcrimps im 44er getestet.
    Hülse Remmington
    Geschoss Speer TMFK 240 gr .429 mit Crimprille
    Angetriben von 21 gr N110



    Es wurden immer 5 Patronen geladen, 4 Stück (mit Crimp Nr. 5) verschossen und die 5. war der jeweilige Crimptest der Stufen 1-5 zum vermessen, wie weit das Geschoss nach 4 Schuss wandert. Gemessen wurde direkt vor und nach dem Schießen.

    CrimpsMatritzenumdrehung
    nach Kontakt
    Patronenlängung nach 4 Schuss
    [mm]
    Kommentar
    10/0
    0,22Auf Kontakt gedreht, kein Crimp
    21/8 Umdrehung
    0,18
    32/8 Umdrehung
    0,08Favorit
    44/8 Umdrehung
    0,29
    55/8 Umdrehung
    0,10"das sieht ja aus wie bei der Casull, das killt das Hülsenmaterial"


    Die 3' habe ich leider nicht getestet, das ist die fehlende mit 3/8 Umdrehungen.



    (Die Hülsen sind weitestgehend gleich lang, der Eindruck der Längenunterschiede entsteht vermutlich durch den "Weitwinkel" dieser Makroaufnahme mit dem Handy.
    Nach dem Messen steht mein Favorit fest, die "3" mit 2/8 Umdrehungen wird es werden. Ich werde auch nochmal 2/8 (3) und 3/8 (3') Umdrehungen gegeneinander testen.
    Aber losgelöst von den Messwerten, wie sollte der richtige Rollcrimp anhand meines Bildes und der 6 Patronen aussehen? Vielleicht hilft das hier in Zukunft auch dem ein oder anderen.

    Im Netz habe ich Fotos von Rollcrimppatronen gefunden, die aussahen wie die "5" und von welchen, wo der Crimp auf den Fotos garnicht zu erkennen war.
    Rein von der Optik finde ich die 3' am besten, wobei der Hülsenmund schon fast wieder die "Flaschenhalsform" wie bei 4 und 5 annimmt.

    Was meint ihr, welches ist der schönste, der perfekte Rollcrimp?

    Glaubt mir nichts, ich habe doch auch keine Ahnung.

    .17 Hornet, .222 Rem., .22 Savage Hi-Power, 7x57R, .308 Win., .30-06 Spring., 8,5x55, 9,3x62, 9,3 Brennecke, .44 Rem. Mag.

  • Meine Antwort/Fotos wären niemals so ausführlich gewesen wie deine Analyse! :thumbsu: Top Arbeit.

    Anhand der Messungen der Geschosswanderung hast du ja die Top Antwort erhalten.

    Ganz nach dem Moto Funktion vor Design.... ;)


    ab 3 sieht es nach einem Magnum würdigen Crimp aus, 4 & 5 sieht man auch noch viel so nach dem Motto lieber zu fest als zu weich... wie deine Test aber ergeben haben völlig unnötig oder sogar kontraproduktiv....


    Danke fürs Teilen!


    Lg

  • Die Antwort hast Du ja selbst sehr überzeugend gegeben!

    So viel wie nötig und nicht mehr!!!!!


    Mit zuviel Crimp geht der Ausziehwiederstand sogar wieder in den Keller.


    Dein Test ist wie aus dem Lehrbuch! Respekt!!!

    Freundliche Grüße aus München


    Lüftl


    Keinerlei Gewähr für Wiederladedaten. Jeder Wiederlader handelt nach dem Gesetz eigenverantwortlich usw. usw.

    Was immer ich hier schreibe gibt nur meine persönliche Meinung oder Erfahrung wieder. Ich erwarte gar nicht, dass jeder meiner Meinung ist, oder mit meinen Erfahrungen etwas anfangen kann.

  • Was meint ihr, welches ist der schönste, der perfekte Rollcrimp?

    Es gibt keinen zu schwachen oder zu starken Crimp, ein Crimp ist dann perfekt wenn er das Geschoss sicher in der Hülse hält. So wie bei Patrone (3) :thumbup:


    Die Crimprillen sind bei Mantelgeschossen meistens ogiv gerändelt, dass sollte beachtet werden, denn ein Crimp resultiert in dem Zusammenspiel von Crimprille und Hülsenmund Einzug.
    Bei allen Patronen, ausser (3) ist die Setztiefe etwas zu tief oder der Crimp zu gering. Man könnte fast behaupten um genau soviel wie die Geschosse herausgewandert sind (Crimp Jump).


    Soll ein leichter Rollcrimp gewünscht sein, dann darf der Hülsenmund nicht über die Mitte der Crimprille gehen.
    Wird der Crimp an dieser Stelle, in der unteren Hälfte der Crimprille zu stark eingestellt, so erkennt man dies daran das sich die Setztiefe verändert, die OAL kleiner wird.

    Wird das Geschoss so gesetzt das Hülsenmund und Crimprille Oberkannte fast fluchten, dann sollte der Crimp so stark sein, das er bis zur Mitte Crimprille geht.

    Das wäre an den Beispielen etwas mehr als "3 Strich".

    So die Theorie, in der Praxis spielt noch das Hülsenmaterial eine gravierende Rolle, Hülsenwandstärke, Messinghärte usw.


    Freedom Arms beschreibt das so, Fullhouse nur mit neuen Hülsen und nur 1x, danach soll man es sanfter angehen...


    4+5 sind Profilcrimps, aber 4 ist viel zu wenig und bei 5 fehlt noch etwas, also auch noch zu wenig.
    Ein Profilcrimp muss die komplette Crimprille ausfüllen!
    Wird ein Profilcrimp gesetzt, dann entweder richtig oder garnicht.

    Proficrimps sind eine gute Wahl bei z.B. 454casull, .475 Linebaugh oder .500 Wyoming Express.
    Für Ladungen eben, die Jenseits von gut und böse sind.

  • Norfok vielen Dank für diese hochwertige und ausführliche Erklärung!

    Glaubt mir nichts, ich habe doch auch keine Ahnung.

    .17 Hornet, .222 Rem., .22 Savage Hi-Power, 7x57R, .308 Win., .30-06 Spring., 8,5x55, 9,3x62, 9,3 Brennecke, .44 Rem. Mag.

  • Abgesehen davon, dass ich auch die #3 bevorzugen würde sieht mir alles andere verdächtig nach Profilecrimp aus.

    Wenn man einen Rollcrimp so stark ausführt wie in #5 staucht es bereits die Hülse.


    Was für eine Crimpmatrize hast Du verwendet?

  • Die RCBS-Setzmatritze

    Glaubt mir nichts, ich habe doch auch keine Ahnung.

    .17 Hornet, .222 Rem., .22 Savage Hi-Power, 7x57R, .308 Win., .30-06 Spring., 8,5x55, 9,3x62, 9,3 Brennecke, .44 Rem. Mag.