Vom Kugelfang wieder zum Geschoss (die etwas andere Variante, low Cost)

  • Hallo Zusammen


    Da das Thema gerade recht aktuell ist und ich im Winter immer meine Reserven auffülle möchte ich euch mal mein Setup zeigen und paar Inputs für Interessierte liefern.


    Zuerst mal das Thema Sicherheit: Blei und deren Dämpfe sind sehr giftig. Wasser reagiert explosiv bei Kontakt mit flüssigen Metallen oder umbekehrt!!! Also auf gute Belüftung achten resp. draussen bei etwas Wind und immer Schutzbrille noch besser Gesichtsschild auf! Falls ihr eigene Formen baut lasst di immer gut, über Wochen austrocknen oder trocknet sie im ofen über mehre Stunden so dass ihr sicher seit dass kein Wasser mehr vorhanden ist! Schöpfkellen oder andere Werkzeuge immer zuerst vorwärmen bevor man diese langsam in die Schmelze hält! Während des ganzen Vorgangs nicht essen, trinken oder rauchen was mir besonders schwer fällt :thumbsu: und wenn man fertig ist dann am besten Duschen zuerst kalt abwaschen und dann erst warm....

    Da man Bleidämpfe, ausser beim Fluxen schwer sieht, empfiehlt sich auch eine Art Windfahne wo man daran sieht wo der Wind her kommt.


    Paar physikalische Eckdaten:

    Schmelztemperatur der Metalle: Zinn: 232°C / Blei: 327°C / Antimon: 630°C / Zink: 419°C


    Antimon/Blei Mischung 50:50

    Start des Schmelzvorgangs 247°C Ende der Verschmelzung: 498°C


    Optimale Giestemperatur laut Literatur: 343°C


    Wenn man diese Eckdaten kennt, weiss man dass in einer Schmelze sich immer zuerst der Zinn dann das Blei und schlussendlich das Antimon verringert.

    Man kann auch sagen, dass wenn man alle Anteile der Metalle aus Kugelfangblei schmelzen will, vorausgesetzt da ist überhaupt irgendwo Antimon drinn benötigt man um die 500°C das aber nur sehr kurzzeitig damit nicht zu viel Zinn verdampft oder man gibt dan nachträglich wieder hinzu.....


    Zum Reinigen/Fluxen der Schmelze:

    Grundsätzlich funktioniert alles ölige, wachsähnliche oder kohlenstoffhaltige, wie das bekannte Sägemehl welches zu Kohle verbrennt. Achtet auch da drauf dass es 100% trocken ist!

    Als Tipp: Wenn ihr zuerst mit Wachs fluxt ist danach immer etwas öliges in der Schmelze, welches man sich auch in die Kokille giesen kann was sch... ist. Um das zu vermeiden immer am Schluss mit was "trockenem" wie eben Sägemehl fluxen um genau diese Verunreinigungen zu entfernen.

    Je nachdem was ihr verwendet ensteht dabei starker Rauch, diesen einfach anzünden und dann die Schmelze verrühren.

    Eignetlich nimmt man den Dreck mit der 1 Reinigung, ich sag der Grundreinigung, merhfaches fluxen mit Marvelux, Teelichtern und Sägespähnen nacheinander, sämtliche Verunreinigugnen aus der Schmelze. Was danach verunreigt ist eigentlich dann die Oxidation des Bleis/Schmelze was man mit tiefen Giesstemperaturen besser unterbinden kann. Daher wohl auch die tiefe Giesstemperatur nach Literatur, welche mir pers. zu tief ist und ich halt mehr fluxen muss da mehr oxidiert....


    Marvelux ist ebenfalls ein sehr gutes Flux-Mittel, welches ich vorallem bei der Grundreinigung sehr empfehlen kann.

    Amonium chlorid wäre auch sehr gut, lässt aber alles was rosten kann rosten....


    Natürlich kann man auch einfach einen ganz normallen Gasbrenner mit genügend Leistung nehmen, aber da ich den Ofen mal gebaut habe um meine Hülsen einzuschmelzen verwende ich diesen selbstbau im moderaten Betrieb auch hierzu....

    Wenn ihr Geschosse habt welche einen umschlossnen Mantel haben diese vorher mit etwas wie Seitenschneider oder Hammer aufbrechen damit das Blei ausfliesen kann. Falls ihr die Geschosse vorher wäscht (Sandkugelfang oder so) denkt daran es darf sich kein Wasser mehr darin aufhalten! Eine ZH Explosion ist nix gegen eine Wasserdampfexplosion wo dann noch flüssiges Metall rumfliegt! Ich kann das gar nicht genug betonen....


    So nun genug Theorie....

    Anhand der Bilder solltet ihr mein Setup und die benötigten Untensilien eruieren können

    die Muffins links sind Aluminium.... aus welchen ich unter anderem meine Bleiformen gegossen habe ;)


    Bei fragen los damit.


    Evtl. erweitere ich den Thread in den nächsten Tagen noch noch mit "meiner" Version des Giessens...


    Beste Grüsse

  • Danke für Deinen Bericht

    Da ich mir Gedanken gemacht habe evtl. doch mal mit dem Geschossgießen anzufangen, habe ich es spätestens nach deinem Bericht verworfen. :thumbsu:

    Habe da auch nicht wirklich all zu große Lust drauf gehabt. :laden:


    Gruß Zielscheibe

  • Zum Schmelzen auf keinen Fall über 400 Grad gehen. Das Antimon ist legiert und die Legierung schmilzt deutlich unter 400 Grad. Allerdings schmilzt Zink aus z. B. bleifreier Munition bei 419 Grad. Und das ruiniert jeden Guss.


    Ich persönlich schmelze den Geschossfang ohne Fluxen. Beim eigentlichen Gießen sollte man sowieso fluxen. Aber ich fluxe ein Mal grob und beim zweiten Mal (beides mit Sägespähnen) schöpfe ich nicht ab. Nachteile habe ich nicht bemerkt. Tatsächlich wird das sogar empfohlen, damit das Blei nicht so schnell oxidiert. Ich gieße gerne Hohlboden Geschosse, da braucht man eine höhere Temperatur um die 390 Grad. Da hilft die Ascheschicht merklich.

    Alle Ladeempfehlungen ohne Gewähr, jeder Wiederlader handelt eigenverantwortlich!

  • Sehr interessanter Überblick!

    Das Thema finde ich auch sehr spannend, nur leider schwer umsetzbar in der Mietwohnung.


    Über eine Erweiterung um dein Gießen würde ich mich sehr freuen!

  • da liest man tonnenweise Theorie und hat sie dennoch praktisch nicht ganz begriffen!

    Danke für deinen Einwand Meister Taxol :thumbup:


    Ich weiss wo mein Überlegungsfehler liegt die 500° kommen aus Legierung 50/50 Blei/Antimon, da diese aber in den Geschossen oder der Schmelze wohl nicht in diesem Verhältnis vorkommen wird die Temp. tiefer sein. Und das mi dem Zink macht Sinn. Also wenn man weisses oder gelbes Zinkoxid sieht war es zu heiss!


    Das mit dem Kohlenstoff in der Schmelze lassen ist ein sehr guter Tipp. Mach ich aus giesstechnischen Gründen nicht mehr aber das liegt mehr am billigen Gerät ;)

  • ursprünglich wollte ich mal für mein Modellauto Achsen resp. Radaufhängung aus was stabilerem als Plastik haben... Vom Hersteller gabs das nicht... also Lösung gesucht, Metallschmelze gebaut und aus meinen nicht brauchbaren Hülsen und Formsand wunderschöne Querlenker gegossen :P gab danach noch paar weitere Projekte.... Bevor ich meine Esse gebaut habe diente das Teil auch zum Schmieden..... Die Aufmerksamen merken sicher dass es 2 sind....

    wers noch mehr interessiert oder nachbauen will e voila

  • Mit den Öfen kannst Du Messing schmelzen? :thumbup:


    Mit was werden die beheizt?

    Das Gebläse lässt mich Glauben, dass hier Kohle oder ähnliches verwendet wird.

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